Es ist eines der unerbittlichen Naturgesetze, wonach der Mensch im Laufe seines Lebens an körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit einbüßt. Regelmäßiges Training kann den Verfall von Körper und Geist erheblich verlangsamen. Dabei ist es beeindruckend, zu welch außergewöhnlichen Leistungen Menschen in sehr hohem Alter noch imstande sind, mit denen sie sogar deutlich jüngere Menschen hinter sich lassen können. Gleichwohl wird es einem 80-Jährigen selbst mit viel Training, äußerster Disziplin, einer asketischen Lebensweise und der positiven Umsetzung von Erfahrungen nicht gelingen, das Potenzial eines 30-Jährigen zu erreichen. Wer von Krankheiten und schweren Verletzung verschont bleibt, hat die Chance über hundert Jahre alt zu werden. Trotz aller Forschungen und Theorien wird dies den meisten Menschen jedoch nicht gelingen, dazu ist der Mensch zu schwach und die negativen Einflussfaktoren zu groß.

Nicht von ungefähr gibt es in jenen Ländern mit sozialen Sicherungssystemen ein Rentenalter, das meist in der Mitte der 60ger Lebensjahre liegt. Für die meisten Führungskräfte und Funktionsträger sind Altersobergrenzen festgesetzt. Es lässt sich über die Sinnhaftigkeit streiten, wenn große Unternehmen ihre Vorstände und Geschäftsführer mit 60 Jahren von ihren Aufgaben entbinden, zumal diese dann häufig in anderen Funktionen weiter sehr aktiv sind. Ein nachvollziehbarer Grundgedanke dieser Vorgehensweise ist die große Verantwortung, die diese Führungskräfte für die Belegschaft, die Finanzen und die Produkte sowie eventuell den Anteilseignern gegenüber haben. Nachlassende Fähigkeiten, verbunden mit möglicherweise schwerwiegenden Fehlern können zu erheblichen negativen Konsequenzen führen.

In der Politik gibt es solche Altersobergrenzen so gut wie nie, trotz der ebenso hohen Verantwortung. Selbst sehr betagte Menschen mit offensichtlichen körperlichen, geistigen und mentalen Defiziten können sich in die höchsten Staatsämter wählen lassen und werden erstaunlicherweise sogar gewählt. Ein wunderbares Anschauungsbeispiel ist die anstehende, absurde Präsidentschaftswahl in den USA, bei der das Volk nach derzeitigem Stand nur noch zwischen Pest und Cholera entscheiden kann. Als externer Beobachter muss man sich fragen, ob es an den Unzulänglichkeiten des Wahlsystems oder an der Dummheit der Mehrheit der Wähler liegt, dass es überhaupt so weit kommen konnte.

Es ist die Tragik der Menschheit und zugleich ein Rätsel, warum sie so selten aus den Erfahrungen der Geschichte lernt. Immer wieder macht sie die gleichen Fehler. Beispiele von alten Deppen – es sind in der Regel Männer – die ihre Bevölkerung und ihre Nationen wegen augenscheinlicher Unfähigkeit ins Unglück stürzten, gibt es wahrlich genügend. Es braucht demnach eine gesetzliche Altersobergrenze, um die Menschen nicht nur vor den sich unentbehrlich haltenden Politikern, sondern diese auch vor sich selbst zu schützen.

Allerdings ist Überheblichkeit, Selbstüberschätzung und Wahrnehmungsverzerrung kein Vorrecht des hohen Alters. Wie die jüngsten Beispiele in Frankreich und in Großbritannien zeigen, sind selbst deutlich jüngere Staats- und Regierungschefs nicht davor gefeit, fragwürdige oder gar dumme Entscheidungen zu treffen. Zumindest gelingt es in manchen demokratischen Ländern noch, solche Politiker mit der nächsten Wahl wieder loszuwerden. Doch der Kampf für den Erhalt der Demokratie wird eher schwerer als leichter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert