Selbst wenn man politisch nicht sehr interessiert ist, erinnern die zahlreichen Wahlplakate entlang der Straßen daran, dass es eine gute Idee wäre, sein Wahlrecht auszuüben. Viele Menschen sind jedoch unsicher, welcher Partei sie ihre Stimme geben sollen. Andere wiederum denken, es ist egal, wen ich wähle, es ändert sich ja doch nichts.
Die Wahlplakate bieten mit ihren einfachen Parolen in der Regel keine Orientierungshilfe. Zum Glück gibt es kreative Menschen, die künstlerisch talentiert mit Wörtern die politischen Botschaften und mit Verzierungen die Konterfeis der Kandidaten sinnstiftend ergänzen. Manche, etwas grober veranlagte, Zeitgenossen machen Wahlplakate unlesbar oder entfernen sie aus Rücksicht auf ihre Mitmenschen komplett, damit niemand in die Verlegenheit kommt, die falsche Partei zu wählen. So erhalten wir zwar meist Hinweise, wen wir nicht wählen sollten, aber nicht, wen wir wählen sollen.
Deshalb sind wir nun besonders erfreut, dass wir bei der Europawahl am 9. Juni über ein Thema direkt abstimmen dürfen. Das gab es noch nie. Wir haben jetzt die Wahl: Krieg oder Frieden? Deshalb sollen wir unsere Stimmen der neuen Partei BSW geben. BSW ist das Bündnis Sahra Wagenknecht. Genau betrachtet sind es Sahra Wagenknecht und ein paar Vasallen, die sich aus der Partei der Linken verabschiedet haben, um ihrer Herrin bzw. Fürstin zu huldigen. Der hebräische Name Sara bedeutet genau dies. Weil die Eltern der Wagenknecht wohl schon früh wussten, dass ihre Tochter mal eine Fürstin oder ähnliches werden würde, gaben sie ihr den entsprechenden Namen mit einer besonderen Schreibweise um das Besondere noch zu betonen: Sahra.
Unsere Fürstin und Herrin Sahra gibt uns die Wahl: Krieg oder Frieden? Überrascht stellen wir fest, Sahra Wagenknecht hat demnach mit unserer Stimme bei den Europawahlen die Macht, für uns über Krieg oder Frieden zu entscheiden. Meint sie den Krieg in der Ukraine oder etwa alle Kriege? Wie könnte sie das schaffen? Ist sie vielleicht eine große Feldherrin wie Jeanne d‘ Arc? Steht sie in direktem Austausch zum russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin? Hört Putin gar auf unsere Fürstin? Oder hört unsere Herrin auf Putin? Wir haben so viele Fragen und so wenige Antworten.
Sahra Wagenknecht glaubt, eine Putin-Versteherin zu sein, schließlich hat sie nur wenige Tage vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine treffsicher behauptet, Putin würde keinen Krieg beginnen. Allem Anschein nach, will Putin diesen Krieg weiterführen, den er angeblich nicht wollte. In Talkshows betont Sahra allerdings, dass sie den Krieg auf ukrainischem Boden sofort beenden will und sie sich deshalb gegen Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine ausspricht. Das würde bedeuten, wenn wir BSW, also Sahra wählen, bekämen wir Frieden. Dann wäre dies jedoch keine echte Wahl, weil wir uns nicht für Krieg aussprechen könnten. Vielleicht tut Sahra auch nur so, als wolle sie Frieden und würde viel lieber weiter Krieg führen.
Ihr Plakat jedenfalls gibt uns keine Antwort auf die Frage Krieg oder Frieden. Betrachtet wir es also praktisch: Erstens tritt Sahra Wagenknecht bei der Europawahl nicht für ein Mandat im Europäischen Parlament an, sondern nur einer ihrer Vasallen. Zweitens können wir bei der Wahl nur eine Partei ankreuzen und nicht über eine Sachfrage abstimmen. Drittens wird Sahra Wagenknecht auf absehbare Zeit kein Amt erringen, in dem sie über eine solch große Frage entscheiden könnte. Deshalb ist der Inhalt ihres Wahlplakats ebenso eine Volksverdummung, wie die Aussagen vieler anderer Plakate auch. Sie können Sahra demnach entspannt weiterquatschen lassen und ihr Kreuz machen, wo sie wollen.