Alles wird teurer! Dieser Satz ist landauf, landab zu hören. Doch viele Produkte sind zu billig, weil die Kosten des Transports und der Verpackungen sowie die Belastung der Umwelt unzureichend in den Preisen abgebildet sind. Nur wenige Konsumenten machen sich die Tatsache bewusst, dass Waren aus Thailand, Vietnam oder China nur deshalb so viel billiger als in Deutschland oder Europa hergestellt werden können, weil die Arbeiter in den Herstellerländern ausgebeutet werden und der Preis für das Verschicken der Waren um den halben Erdball kaum eine Rolle spielt.

Die Transporte und der Verpackungsmüll zählen zu den größten Belastungen für Umwelt und Klima, trotzdem geben sich noch zu viele Menschen dem Konsumrausch hin. Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns hat das Problem verschärft. Im Onlinehandel wird mit schnellem Mausklick gekauft, was der Geldbeutel oder der Verbraucherkredit hergibt. Was nicht gefällt oder nicht passt, wird einfach zurückgeschickt, kostet ja nichts. Das Kölner Handelsforschungsinstituts EHI hat berechnet, in Deutschland werden nahezu drei Viertel aller Pakete an den Versender zurückgeschickt. Bei Mode ist es jedes zweite Paket. Laut Verbraucherzentrale bedeuten dies 800 000 Pakete täglich allein in der Modeindustrie – was für ein Wahnsinn.

Weil Zara, einer der Giganten der Modeindustrie, seit Kurzem für jedes zurückgeschickte Paket 1,95 Euro berechnet, prophezeit der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel das baldige Ende der kostenlosen Retouren im Modehandel und begründet dies mit den stark gestiegenen Kosten des Transports und der Verpackungen. Der Optimismus des Handelsforschungsinstituts erhielt durch Amazon, Zalando und Otto gleich einen Dämpfer. Die drei E-Commerce-Riesen wollen die Kunden nicht durch kostenpflichtige Retouren belasten, weil ja alles schon teuer geworden ist. Schließlich soll das fröhliche Einkaufen im Netz nicht beeinträchtigt werden. Dabei könnte allein Amazon mit einem Marktanteil von 55 Prozent im Onlinehandel einen Wandel bewirken und das Bewusstsein für die Folgen des ständigen Einkaufens im Netz schaffen. Doch allem Anschein nach hat der Konzern andere Wege gefunden, Verbraucher und Händler an den gestiegenen Kosten zu beteiligen und seinen Gewinn zu erhöhen.

Die Lieferengpässe in der Folge der Corona-Pandemie und des russischen Kriegs gegen die Ukraine zeigen deutlich, dass die Grenzen des ungezügelten Wachstums und der Globalisierung – also der internationalen Arbeitsteilung – erreicht sind. Gleiches gilt für den Klimawandel und die damit verbundenen häufigeren Naturkatastrophen. Die Theorie vom ständigen Wirtschaftswachstum, das unseren Wohlstand sichert, ist eine Mär, weil immer deutlicher wird, dass dieses Mehr, Mehr, Mehr nur zulasten unserer Umwelt, unseres Klimas, unserer Ressourcen und unserer Gesundheit geht. Der schnelle, grenzenlose Konsum ist zu einer Geißel der Menschheit geworden. Die Menschen ersticken an Gütern, die sie nicht brauchen und die Natur erstickt an dem daraus folgenden Müll.

Das kostenpflichtige Zurücksenden von Paketen ist nur ein minimaler Beitrag, um das zügellose Einkaufen im Netz etwas zu bremsen. Bei vielen Menschen braucht es noch einen Bewusstseinswandel, dass ständiger Konsum nicht glücklicher macht und es besser ist, sich von den ständigen Kaufverführungen besonders der Modeindustrie freizumachen. Zum Glück erkennt eine steigende Zahl an Menschen, wie befreiend ein ‚Weniger ist Mehr‘ sein kann und die Rückbesinnung auf lokale und regionale Güter – dort, wo es möglich ist – gut tut. So zynisch es klingt, die Folgen der Corona-Pandemie und des Kriegs helfen uns beim Umdenken und bewirken etwas Positives.

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