Wahlplakate gelten noch immer als unverzichtbare Werbeplattformen für Parteien und die Kandidaten. Sie stehen an nahezu jeder Straßenecke. Wer sich im öffentlichen Raum bewegt, nimmt sie zwangsläufig wahr. Bisweilen sorgen sie für eine gewisse Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich jedoch verschwinden die Plakate schnell wieder aus unserem Bewusstsein, wie so viele andere Reize auch, die täglich auf uns reinprasseln.
Die Behauptung, Wahlplakate würden das Interesse am Wahlkampf wecken sowie das Image der Parteien und ihrer Kandidaten verbessern, ist zweifelhaft. Geradezu lächerlich ist die These, die Plakate könnten die Inhalte vermitteln, wofür eine Partei steht. Dies funktioniert schon deshalb nicht, weil die Aussagen sehr kurz gehalten werden müssen, damit diese von den Passanten schnell erfasst werden können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Botschaft beim Wahlvolk ankommt. Vielmehr rätseln die Wähler oft, was wollen uns die Parteien bzw. die Kandidaten sagen.
Der Verdacht liegt nahe, die Botschaften sind deshalb so kryptisch formuliert, damit niemand den Urheber auf irgendetwas festnageln kann. Wer im Ungefähren bleibt, macht sich weniger angreifbar. Im Zweifel können die Kandidaten leicht sagen, so sei dies nicht gemeint gewesen oder es handle sich um ein Missverständnis. Eine Steigerung sind solche Aussagen, die Kompetenz vermitteln sollen, aber genau das Gegenteil bewirken: „Keine Sorge, der kann was“, steht auf einem Wahlplakat des FDP-Bundestagskandidaten. Ich mache mir keine Sorgen, ob jemand etwas kann. Jeder Mensch kann irgendetwas. Die Frage ist nur, ist diese Fähigkeit brauchbar für die politische Arbeit und somit für ein Mandat im Bundestag?
Wenn unsere Außenministerin und Fachfrau für feministische Außenpolitik, Annalena Baerbock mit dem Slogan „Zusammen. Ein Mensch. Ein Wort“ wirbt, spricht dann eine gespaltene Persönlichkeit? Vielleicht jedoch beschäftigen die Grünen nur kommunikationsunfähige Marketingleute. Wenn die CSU fordert: „Bayern stark machen“, haben die Strategen nicht kapiert, dass es um den Bundestag und nicht den Landtag geht. Erfreulich ist, wie viele Parteien etwas ändern wollen, doch gerade den Mitgliedern der Ampelkoalition, SPD, Grüne und FDP möchten wir zurufen: Warum habt ihr es nicht getan, als ihr die Möglichkeit dazu hattet?
Die Parteien versprechen im Wahlkampf sehr viel, dass sie nicht werden halten können. Die Bundestagswahl wird uns auf jeden Fall eine Regierung bringen, die aus mindestens drei Parteien besteht. Von großen politischen Veränderung kann demnach keine Rede sein. Wir werden häufig wieder kleinkarierte Streitigkeiten und schale Kompromisslösungen auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners erleben. Für uns Wähler heißt dies, mit unseren Stimmen zu helfen, möglichst klare Mehrheiten zu schaffen. Aus Unmut über die Parteien oder aus taktischen Erwägungen heraus, seine Stimme an chancenlose Kleinstparteien zu verschenken, hilft nicht weiter.