Man muss nicht selbst bei Instagram aktiv sein, um zu erfahren, dass die Plattform das Eldorado für Optimierer und Selbstdarsteller ist. So viele Menschen und Medien reden darüber. An Optimierung, also etwas oder sich selbst in den bestmöglichen Zustand zu versetzen, gibt es prinzipiell nichts auszusetzen. Angeblich liegt die Selbstoptimierung ja im Trend. Wer es nicht aus eigener Kraft schafft, dem helfen eine Reihe technischer Helferlein. Diese intelligenten Filter können aus jedem hässlichen Entlein einen Schwan zaubern. Manche Menschen werden dabei so toll optimiert, dass sie sich über ihre plötzliche digitale Schönheit erschrecken.
Wenn der Trend zur Selbstoptimierung so groß ist, warum klaffen dann der auf diesen Social-Media-Plattformen vermittelte Eindruck und die Realität so weit auseinander? Wer mit wachen Augen durch die Straßen geht – nicht ständig ins Smartphone vertieft ist – stellt schnell fest, dass die sehr große Mehrheit der Passanten weit weg ist von dem Social-Media-Bild des sportlich trainierten, schlanken Menschen mit der perfekten reinen, glatten Haut. Selbst die beste, straffende Kleidung kann da nur selten darüber hinwegtäuschen.
Viele Frau und Männer geben Hunderte Euro im Jahr für ihre Haare, Nägel, Augenbrauen und Wimpern aus. Sie glauben zudem mit einer großen Anzahl an Tattoos einem aktuellen Schönheitsbild entsprechen zu können. Wer sich dann immer noch nicht hübsch genug fühlt, der kann sich für teures Geld mit Botox-Spritzen die Haut und die Mimik glätten lassen oder den Versprechungen der Kosmetikindustrie nachlaufen, die mit allerlei Präparaten die natürliche Schönheit von innen und außen garantieren möchte. Wenn all diese intensiven Bemühungen am Ende doch nicht von Erfolg gekrönt wurden, stehen die Schönheitschirurgen gerne bereit, für die Optimierung Hand und Skalpell anzulegen. Manche Menschen geben ein Vermögen dafür aus, an manchen Stellen des Körpers verschlankt und an anderen aufgepolstert zu werden.
Sich passiv optimieren zu lassen, dafür sind offensichtlich nicht wenige Menschen bereit, viel Geld und viel Zeit zu opfern. Wenn es dagegen darum geht, mithilfe eines Personal Trainers die Fitness des eigenen Körpers zu verbessern und sich gleichzeitig mit einer angepassten Ernährung zu verschlanken, dann finden sie viele Argumente, warum dies gerade nicht geht. Eine Stunde mit dem Personal Trainer ist ihnen zu teuer, obwohl sie für alles oben Genannte deutlich mehr Geld auszugeben bereit sind. Sie glauben beim individuellen Training mit dem Fitness Coach um ein paar Euro feilschen zu können. Das sollten sie mal beim Schönheitschirurgen probieren…
Wer sich nicht von den auf Instagram, YouTube und sonstigen Medienkanälen verbreiteten, manipulierten Schönheitsidealen befreien kann, wird mit seinem Körper niemals zufrieden sein. Es gibt immer jemand, der den größeren Bizeps, das bessere Sixpack, den knackigeren Po, den schöneren Busen hat. Wer sich regelmäßig sportlich bewegt und ein bisschen Disziplin bei der Ernährung einhält, wird – bei normaler Gesundheit – einen Körper bekommen, mit dem sich sehr gut leben lässt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es ein paar Kilo oder Rundungen mehr oder weniger sind. Wer dann trotzdem ständig an seinem Aussehen rummäkelt, sollte das Problem an anderer Stelle suchen.