Grundsätzlich sollten wir vorsichtig sein und möglichst nicht mit pauschalen Behauptungen argumentieren. Wenn wir allerdings die Kriege, Bürgerkriege und andere bewaffnete Auseinandersetzungen betrachten, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Menschheit kaum aus ihren Erfahrungen lernt. Weltweit verlieren jährlich Hunderttausende in kriegerischen Konflikten ihr Leben. Die Zahl der Schwerstverwundeten und für immer Versehrte geht in die Millionen.

Bei diesen Zahlen stellt sich die Frage, ob die Mehrheit der Menschen dauerhaft Frieden will. Anders gefragt: Warum sind so viele Menschen bereit, in den Krieg zu ziehen, nur weil irgendein psychopathischer Staatslenker glaubt, seinen Machthunger oder seine Gier nach Rohstoffen und Landgewinnen mit militärischen Mitteln stillen zu können? Die Geschichte ist voll von schwachsinnigen Kriegstreibern, die ihre Länder und ihre Bevölkerungen ins Unglück gestürzt haben. Trotzdem schaffen es immer wieder Wahnsinnige mit eher weniger als mehr Widerstand in eine Position mit unglaublicher Macht zu gelangen. Oft wachen die Menschen erst auf, wenn es zu spät.

In Mitteleuropa haben wir uns von den überwiegend friedvollen Jahrzehnten einlullen lassen. Die aufziehenden Gefahren nahmen wir nicht wahr oder nicht ernst. Inzwischen sind wir in einem Zeitalter gelandet, in dem es selbst demokratisch gewählte Staatschefs als legitim betrachten, dank ihrer militärischen Stärke und Größe anderen Ländern mit der Übernahme zu drohen. Die Skrupellosen greifen gleich das begehrte Land an oder unterstützen mit gigantischen Aufwand in anderen Ländern Bürgerkriegsparteien, um ihre Ziele durchzusetzen.

Es gibt so viele Brandherde und die Gefahr weiterer Eskalationen oder gar Kriege ist so hoch, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Erschwerend kommt hinzu, dass wir uns auf funktionierende Bündnisse nicht mehr verlassen können. Druck und Gegendruck sorgen außerdem dafür, dass Länder gegeneinander ausgespielt werden. Wem können wir noch vertrauen? Auf wen können wir uns noch verlassen? Selbst in dieser Krisensituation schaffen wir Europäer es nicht, uns zusammenzuraufen und schnell eine gemeinsame Strategie zu finden. Die Interessen der Nationalstaaten liegen zum Teil weit über den Gemeinschaftsinteressen. Was muss passieren, damit sich 26 EU-Staaten nicht mehr vom 27. Staat blockieren lassen? Die Koalition der Willigen ist deshalb der richtige und am leichtesten gangbare Weg, um Fortschritte zu erzielen. Irgendwann können die Bremser den Zug nicht mehr aufhalten und müssen selbst aufspringen oder mit allen Konsequenzen zurückbleiben.

Jedes Land muss zugleich seine Wehrfähigkeit deutlich ausbauen. Auf Deutschland wartet eine gigantische Aufgabe und die Diskussion um die Wehrpflicht spiegelt diese sehr gut wieder. Den Menschen ist es zumutbar, dass sie eine gewisse Zeit – mehrere Monate bis ein Jahr – ihrem Land für eine militärische Grundausbildung zur Verfügung stehen. Diese erhöht nicht nur das Verständnis für die Erfordernisse einer Armee, sondern kann zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen. Diese Aufgabe brauchen deshalb nicht nur die jungen Männer und Frauen zu tragen, sondern sollte auch ältere, leistungsfähige Menschen umfassen, sofern sie noch nicht gedient haben. Im Wesentlichen sollten alle lernen, welchen Beitrag sie im Verteidigungsfall leisten können. Sich verteidigen können, bedeutet, sich nicht wehrlos umbringen zu lassen. Eine Wehrpflicht sollte genau diese Grundfertigkeiten vermitteln. Für mögliche Einsätze im Ausland können Freiwillige und Profis zum Einsatz kommen.

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