Immer wieder gibt es sportliche Leistungen und Erfolge von Frauen und Männern, von denen es heißt sie seien für die Ewigkeit. Irgendwann kommen Sportlerinnen und Sportler, die pulverisieren die Rekorde, als seien diese von Amateuren aufgestellt worden. Die Erklärungen lauten, es gebe neue Materialtechnologien, die Trainingsmethoden hätten sich grundlegend verändert und die Ernährungserkenntnisse für den Hochleistungssport seien fortgeschritten. All dem kann man bis zu einem gewissen Grad zustimmen. So lassen sich zum Beispiel die hochentwickelten Rennmaschinen der Radprofis nicht mehr mit den Rennräder von vor 20 Jahren vergleichen. Ähnliches gilt für die Entwicklung von Laufschuhen. Dementsprechend ist es schwierig, die Leistungen jener Sportler von damals mit denen von heute zu vergleichen.
Nach einer gewissen Zeitverzögerung haben alle Hochleistungssportler Zugriff auf neue Erkenntnisse in ihrer Sportart, so dass zumindest vom Material und vom Wissensstand her weitgehend Chancengleichheit besteht. Deshalb gibt es in vielen Individualsportarten eine hohe Leistungsdichte. Dies lässt sich an der Zahl der unterschiedlichen Sieger bei den Wettkämpfen ablesen. Gleichwohl ragen in manchen Sportarten einzelne Typen weit heraus und dominieren ihre Gegner nach Belieben. Gerne wird dies mit außergewöhnlichem Talent, den idealen körperlichen Voraussetzungen, großem Trainingsfleiß, enormer Wettkampfhärte und schneller Regenerationsfähigkeit erklärt.
Der slowenische Radprofi Tadej Pogacar gehört zu diesen herausragenden Vertretern seiner Sportart. Er gewinnt extrem viele Rennen oder landet auf dem zweiten oder dritten Platz. Schlechter scheint er nur abschließen, wenn er mal keine Lust hat. Besonders auffällig ist die Art und Weise, wie er seine Rennen gewinnt. Meist lässt er an steilen Anstiegen seine Gegner stehen, als hätte er einen zusätzlichen Raketenantrieb. Dann fährt er über dutzende Kilometer alleine ungefährdet dem Ziel entgegen. Selbst wenn seine hochklassigen Gegner sich zusammenschließen, vergrößert sich deren Rückstand auf Pogacar meist noch. Bei dem Slowenen scheint sich jeder Gegenwind unmittelbar in starken Rückenwind zu wandeln, sobald er alleine an der Spitze fährt. Viele Sportmedien verfallen dabei in Euphorie angesichts solcher unglaublicher Leistungen.
Es hat schon in früheren Zeiten erstaunliche Solo-Leistungen von Radprofis gegeben. Sie haben einzelne Radrennen dominiert. Oftmals mussten sie dies beim nächsten Rennen oder bei den großen Rundfahrten am nächsten Tag mit einem Leistungseinbruch bezahlen. Von denen, die über eine erstaunlich
lange Zeit von Erfolg zu Erfolg fuhren und niemals müde zu sein schienen, wurde eine große Zahl früher oder später der Einnahme verbotener Mittel zur Leistungssteigerung überführt. Manche haben erst nach dem Ende ihrer Karriere tränenreich gestanden, dass sie gedopt und damit betrogen haben.
Noch immer sind die Dopingexperten den Fahndern ein paar Schritte voraus. Manche Vergehen werden erst nach Jahren mit neuen Verfahren aufgedeckt. Insofern bleiben Zweifel an den weit überdurchschnittlichen Leistungen einzelner Sportler unbewiesene Verdächtigungen. Doch solange Menschen ohne Doping schneller laufen und radeln können als ihre gedopten Gegner, merkt selbst der Freizeitsportler, wie viel falsch läuft. Kronzeugen werden noch immer als Verräter verunglimpft und bedroht. Offensichtliche Vergehen werden selten intensiv verfolgt. Wenn Urteile gesprochen werden, sind sie häufig fragwürdig. Lieber erzählt man sich weiter die Märchen vom dopingfreien Sport, schließlich lassen sich damit die Milliarden verdienen.