Es lebe der Sport, er ist gesund und macht uns hart. Er gibt uns Kraft, er gibt uns Schwung. Er ist beliebt bei Alt und Jung. Diese Zeilen dichtete und vertonte der große österreichische Philosoph Rainhard Fendrich vor 42 Jahren. Das Lied hat bis heute nichts an seiner Keckheit und seiner Aussagekraft verloren. Vor allem kommen einem sofort, die muskelgestählten, superschlanken Frauen und Männer in den Sinn, wie sie in harten Wettbewerben bis zur Erschöpfung kämpfen. Zur andauernden Diskussion, was Sport eigentlich ist und welche Aktivitäten als Sport einzustufen sind, konnte Fendrichs Werk allerdings wenig beitragen.
Es gibt einen allgemeinen Konsens, was Sport charakterisiert: Zielgerichtete körperliche und mentale Anstrengung, Wettbewerbe in denen sich die Sporttreibenden messen können und klar formulierte Regeln. Gleichwohl erschließt sich vielen Menschen nicht, warum Schach als Sport anerkannt wird, Kartenspiele wie Skat oder Poker jedoch nicht, obwohl bei allen drei Betätigungen stundenlang nur rumgesessen wird. Skurril wird es bei der olympischen Sportart Schießen, wo über lange Zeit nur ruhig gelegen oder gestanden wird und die Schützen für den Schuss die Pistole oder das Gewehr kurz anheben muss. Von einer signifikanten sportlichen Aktivität lässt sich hier bei bestem Wohlwollen ebenso wenig sprechen wie beim Schach.
Der Deutsche Olympische Sportsbund betrachtet auch ethische Werte wie Fairplay als wesentlichen Bestandteil von Sport. Diesen Punkt sollten wir genau betrachten: So ist Snooker – die Königsdisziplin des Billards – als Gentlemensport berühmt geworden, in dem die Spieler begangene Fouls selbst beim Schiedsrichter anzeigen. Davon könnten sich Fußballer eine Scheibe abschneiden. Viele Fußballer werfen sich bei der kleinsten Berührung theatralisch und mit schmerzgeplagtem Gebrüll auf den Rasen. Entscheidungen der Schiedsrichter ziehen sie grundsätzlich in Zweifel. Dass sie einen Fehler oder ein Foul zugeben ist so selten wie Schneefall im August. Gleichwohl gilt Fußball als die Sportart schlecht hin, obwohl mancher Fußballer bei einem Spiel nicht mehr läuft als ein Snookerprofi.
Ja, es ist nicht ganz fair unterschiedliche Sportarten miteinander zu vergleichen, auch wenn wir auf der Suche nach einer guten allgemeinen Anwendung des Begriffs Sport suchen. Trotzdem gibt es bei manchen Sportarten schöne Gemeinsamkeiten. Fußball und Darts haben ähnlich vergnügte Fans, die sich gerne mit lustigen Klamotten verkleiden und mit Alkohol in Stimmung bringen. Außerdem singen beide Fangruppen ulkige Lieder, deren Texte sie noch mit verminderter Zurechnungsfähigkeit fehlerfrei beherrschen. Rein sportlich betrachtet, lassen sich Dartspieler und Fußballer nicht miteinander vergleichen.
Dartspieler ähneln in ihren körperlichen Anforderungen den Gewichthebern. Beide müssen Gewichte bewegen, deshalb brauchen sie zur Stabilisierung eine gewaltige körperliche Masse. Dartspieler müssen zudem die schweren Pfeile über eine größere Distanz in kleine Ziele treffen. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die diese Herausforderung ohne einen dicken Bauch schaffen. Viele Profis legen deshalb im Laufe ihrer Karriere kräftig an Gewicht zu, um die Belastungen zu meistern. Allerdings sehen wir beim Darts ein großes Manko in der fehlenden Chancengleichheit – ein wesentlicher Bestandteil von Sport. So können Superschwergewichtler im direkten Wettkampf gegen Mittelgewichtler antreten. Vielleicht der entscheidende Vorteil des neuen Weltmeisters Luke Littler beim Sieg über Michael van Gerwen. Das ist nicht fair und zum Beispiel beim Gewichtheben, Boxen oder Ringen besser geregelt.
Dafür umarmen sich die Jungs nach dem Spiel so innig und manche busserln sich sogar ab. Spricht ebenfalls für einen tollen, sportlichen Umgang miteinander. 🫠