Haben Sie sich nach den langen Monaten der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie auch vorgenommen, mal wieder Urlaub zu machen? Gehören Sie vielleicht zu jenen, die Strandurlaub im All-inclusive-Hotel fürchterlich langweilig finden? Dann sind Sie wahrscheinlich der Abenteuertyp, der sich im Urlaub austobt, weil der Job so fad ist. Dann hätten wir etwas Spannendes für Sie. Ein Geheimtipp ist es zwar nicht mehr, aber Reisen in die Ukraine werden der Trend 2022.
Bislang waren nur wichtige Politiker dort. Den Anfang machten die drei Bundestags-Ausschussvorsitzenden Michael Roth (SPD/Außenpolitik), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP/Verteidigung) und Anton Hofreiter (Grüne/Europa), die den Westen der Ukraine bereisten. Die Tage war Friedrich der Große nach Kiew gereist. Weil es mit der CDU in der Opposition nicht viel Spaß macht, suchte deren Vorsitzender, Friedrich Merz Abwechslung in der Ukraine. Er hat dort viele exklusive Erkenntnisse gewonnen, die er nur mit Bundeskanzler Olaf Scholz besprechen kann. Nun plant unsere Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die bislang ranghöchste deutsche Repräsentantin, am Wochenende nach Kiew reisen. Wenn Sie sich beeilen, könnten Sie den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler ausstechen. Beide haben es noch nicht geschafft, die Ukraine zu besuchen. Außenministerin Annalena Baerbock wird Ihnen wohl aber zuvorkommen.
Es gibt verschiedene Optionen für einen Trip in die Ukraine. Sollten Sie ein erfahrener, erfolgreicher Kämpfer in Baller-Spielen sein, gibt es für Sie die Chance direkt an die Front zu reisen, zum Beispiel in den Donbass oder nach Mariupol am Asowschen Meer. Dort können Sie Ihre Fertigkeiten im realen Einsatz zeigen. Gegen Aufpreis ist auch ein garantierter Killereinsatz möglich. Der Fairness halber sei betont, dass bei dieser Option Ihre Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden könnte und Sie im Gegensatz zu Ihrem Ballerspiel hier nur ein Leben haben. Dafür brauchen Sie sich nicht durch verschiedene Level hochkämpfen, sie steigen sofort auf dem höchsten Level ein und erhalten dafür ein breites Sortiment an Waffen.
Wenn Sie es weniger risikoreich haben wollen, bietet sich die zweite Option an. Sie reisen in die zerbombten Gebiete und könnten sich dabei fast völlig zerstörte Orte anschauen. Dieses Angebot richtet sich vor allem an jene, die die Folgen eines Kriegs bislang nur am Fernsehen erleben konnten. Diese Option wird auch gerne von Politikern gewählt. Einzige Bedingung ist, Sie müssen Ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringen und Solidarität zeigen. Wenn Sie reich – so richtig reich – sind, können Sie als Extra die Übergabe eines Geldkoffers an einen hochrangigen ukrainischen Politiker hinzubuchen. Dafür erhalten Sie dann wie die Politiker eine umfangreiche Medienberichterstattung. Sie sollten aber nach Ihrer Rückkehr, wie Friedrich Merz, zuerst den Bundeskanzler über Ihre exklusiven Erkenntnisse informieren.
Wenn Sie auch im Urlaub gerne sinnvollen Tätigkeiten nachgehen, könnten Sie das dritte Angebot wählen. Hier halten Sie sich im noch einigermaßen sicheren Westen der Ukraine auf und helfen Menschen bei Ihrer Flucht aus Ihrem Heimatland in ein westeuropäisches Land. Bei dieser Option wird Ihr Einsatz mit einer Gedenkmünze und einer Ehrenurkunde belohnt. Für einen späteren Urlaub nach dem Krieg als Helfer zum Aufbau der zerstörten Infrastruktur erhalten Sie zusätzlich einen großzügigen Rabatt. Details zu den Ukraine-Reisen schicken Ihnen die speziellen Reisebüros gerne auf Anfrage zu. Sie sollten sich darauf einstellen, dass wegen der umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen – das schreiben die Versicherungen vor – die Reise erheblich teurer wird, als ein Urlaub auf Mallorca. Der genaue Preis leitet sich von den gewählten Optionen ab.
Sollten Sie Bedenken haben und lieber Urlaub wie immer machen wollen, haben wir dafür Verständnis. Wir bieten Ihnen als Ersatz die Option „Spende auf ein Konto der Ukrainehilfe“ oder einen Helfereinsatz in Ihrer Heimat an. Hierbei können Sie den Baustein „Aufnahme von Flüchtlingen“ hinzubuchen. Als kostenloses Extra erhalten Sie erschütternde Berichte aus erster Hand.
Bitterbös! Wir haben ja noch genügend Geld, um ein paar Politikern eine Reise fürs eigene Ego in die Ukraine zu bezahlen.
So geil. Danke für den bissigen Text am Morgen!