Rechts vor links ist eine der wichtigsten Regeln im Straßenverkehr, sofern nicht Schilder eine andere Regel vorgeben. Fast überall im Leben geht rechts vor links. Die Gerichte sprechen Recht.  Es ist rechtens, etwas zu tun. Wir können vom rechten Weg abkommen. Was einem nicht begreiflich oder dubios erscheint, kann nicht mit rechten Dingen geschehen. Nur ein rechter Mann ist ein echter Mann der zum Vorbild gereicht und wer die rechte Hand des Chefs ist, darf auf eine Karriere im Unternehmen hoffen.

Selbstverständlich ist die rechte Hand die gute Hand. Lange Zeit gab es nur Produkte für Rechtshänder. Mit rechts grüßt man sich beim Handschlag, richtig schwören kann man nur mit der rechten Hand. Es erklärt sich fast von selbst, dass schön schreiben nur mit der rechten Hand möglich ist. Deshalb wurden bis in die 70er Jahre Linkshänder noch gezwungen, mit rechts zu schreiben, was quasi einer Vergewaltigung des Hirns gleichkam. Was man mit Links bewältigen kann, schafft jeder Depp. Wer zwei linke Hände hat, ist laut Volksmund bekanntlich handwerklich ein Niete. Dabei hätten Linkshänder gerne zwei linke Hände. Natürlich sind es die linken Typen, die einen betrügen. Wer jemanden nicht beachtet, lässt ihn nicht rechts, sondern links liegen.

Linkshänder sind in westlichen Gesellschaften mit einem Anteil von um die 10 Prozent klar in der Minderheit. Es kann sich bei Linkshändern nur um Sonderlinge handeln. Im Sport, gerade in den Schlägersportarten wie Tischtennis, Baseball und Cricket, aber auch im Tennis, Badminton oder Squash scheinen die Linkshänder einen Vorteil zu haben. Vielleicht liegt es auch schlicht daran, dass sich Rechtshänder schwer auf einen Linken einstellen können.

In der Politik ist eigentlich nur die Mitte korrekt. Die meisten Wähler, aber auch die Parteien, sehen Links als das kleinere Übel als Rechts. Wer links wählt, wählt eigentlich nicht links sondern links von der Mitte, wer richtig links wählt – egal mit welcher Hand –, muss sich für die Linken entscheiden. Wobei es sich nach der beschriebenen sprachlichen Erkenntnis um eine Partei von Lügnern, Betrügern und hinterhältigen Politikern handelt. Vielen Wählern scheint dieser Zusammenhang erst vor einigen Monaten klar geworden zu sein, warum sonst stürzt die Partei der Linken so stark ab. So lässt sich zumindest schlüssig erklären, warum eine rechte Partei wie die AfD mehr Zuspruch erfährt. Schließlich sind die Rechten die ehrlichen, redlichen, ehrenhaften Menschen und damit die Guten, egal was die Medien berichten.

Junge Männer zwischen 18 und 24 scheinen dies besser verstanden zu haben, als die jungen Frauen gleichen Alter, wählen doch die Männer die AfD viel häufiger, als dies die Frauen tun. Das sagt zumindest eine Studie des Soziologen Ansgar Hudde. Die Süddeutsche Zeitung, die ja eher etwas links von der Mitte eingestuft wird, hat über die Studie berichtet. Die phänomenale Erkenntnis, wonach junge Frauen linker wählen, wurde zur Überschrift ihrer Meldung. Leider erfahren die Leser nur, dass diese Frauen linker – nicht linkser – wählen als die Männer ihrer Altersgruppe.

Sprachlich bzw. grammatikalisch betrachtet, ist linkser wählen unmöglich. Wenn die Frauen also linker wählen, dann tun sie dies betrügerisch. Wählen sie vielleicht rechts und sagen nur in Umfragen, sie wählten links? Oder wissen diese Frauen nicht, was links und rechts ist? Dies kommt nicht selten vor, wie Geschichten aus dem Straßenverkehr belegen. Liebe Süddeutsche Zeitung wir bitten um Aufklärung: Linkser als link oder linker als links oder linker als link?

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