Vermutlich bin ich heute wieder einer der wenigen Menschen, die Dir persönlich zu Deinem Geburtstag gratulieren und Dir alles Gute wünschen. Viele werden zwar am Heiligen Abend das eine oder andere Weihnachtslied trällern, aber ein Happy Birthday gibt es wohl nur für diejenigen, die wie Du am 24. Dezember geboren wurden. Die meisten waren in den vergangenen Wochen viel zu beschäftigt. Ich muss zugeben, auch ich hätte es fast vergessen.
Bei all dem Advents- und Weihnachtsstress hat ja kaum noch jemand Zeit, um an Deinen Freudentag zu denken. Ständig müssen wir auf den vielen Weihnachtsmärkten, vor Kälte bibbernd, die überteuerten Glühweine trinken und die verkohlten Bratwürste essen. Wochenlang überlegen wir uns, an wen wir mit Weihnachtsgrüßen denken sollten und wer welches Geschenk verdient hat. Wir stürzen uns jeden Adventssamstag in den Einkaufsrummel der Fußgängerzonen. Wir rennen von Laden zu Laden und finden nichts Passendes. Da die meisten Verwandte und Freunde sowieso schon alles haben, muss es natürlich etwas Besonderes sein. Das mit Mühe und Liebe ausgesuchte, hochwertig verpackte Präsent braucht allerdings niemand. So verschwindet es nach einer kurzen Anstandszeit im Keller oder der höchsterfreute Beschenkte reicht es diskret als nette Gabe bei einer günstigen Gelegenheit weiter.
Darüber hinaus müssen wir für mehrere Tage Menüs ersinnen, die die Bedürfnisse der Allesfresser genauso abdecken, wie die der Vegetarier, Veganer und Flexitarier, etc. So arbeiten wir elend lange Einkaufslisten ab, um danach viele Stunden kochend und backend in der Küche zu verbringen. Am Heiligen Abend macht sich die ganze Erschöpfung breit und die Aussicht auf die in Kürze einfallende Großfamilie treibt uns schon jetzt den Puls auf Spitzenwerte.
Die kommenden zwei Feiertage bräuchten wir eigentlich zur Erholung und zur Besinnung, um uns daran zu erinnern, wie gut es uns bei all den Krisen um uns herum trotzdem geht. Aber nein, der nächste Stress wartet schon. Besuche und Gegenbesuche stehen an, dabei müssen wir die Festtagsbraten, die Weihnachtsplätzen und viele weiteren Leckereien verspeisen. Schließlich haben wir uns alle so viel Mühe gegeben.
An den Werktagen nach Weihnachten beginnt das Gerenne in den Einkaufsstraßen schon wieder. Wir müssen die Kleidungsstücke umtauschen, die zu klein, zu groß oder einfach unmöglich sind. Auch sind wir gezwungen, die vielen Geschenkgutscheine einzulösen. Zudem warten schon die ersten Schnäppchenangebote, in wir unser geschenktes Geld gut investieren können. Zu guter Letzt, müssen wir schnell sein, um die besten Raketen und Knaller für unser gigantisches Silvesterfeuerwerk zu besorgen. Die Nachbarn dürfen dieses Jahr nicht länger durchhalten als wir.
Die letzten Tage der Weihnachtsferien sind wir komplett erledigt und haben keinen Plan, wie wir unsere guten Vorsätze umsetzen wollen und die angefressenen Pfunde wieder loswerden können. Der Stress nimmt einfach kein Ende. Deshalb liebes Christkind, spiele ich nächstes Jahr nicht mehr mit. Ich lasse Weihnachten ausfallen, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Schließlich gibt es so viele andere Dinge, die wichtig sind.
Aber lass Du Dir Deine Feierstimmung nicht verderben. Vielleicht kannst Du Deine guten Beziehungen spielen lassen und mir etwas Schnee schicken. Ich muss jetzt Schluss machen. Wie ich Dir beschrieben habe, steht noch viel Arbeit an. Außerdem ist auch Ostern nicht mehr weit. Da sollte ich mir rechtzeitig Gedanken machen, wer diesmal einen Osterhasen bekommen soll.
Es grüßt Dich herzlich Dein Armin