In einer fernen Vergangenheit, als die Landwirtschaft die deutsche Wirtschaft noch stark prägte, war es für die Menschen ein regelmäßiges Erlebnis, wenn ein Bauer eine Sau durch das Dorf trieb. Während es anfangs für die Bewohner noch eine schöne Abwechslung von der eigenen Arbeit bedeutete, interessierte sich mit der Zeit kaum noch jemand für das Gegrunze auf der Straße. Als schließlich die Bauern keine Lust mehr auf den täglichen Gang mit einer Sau hatte und es zudem noch lange keine Autos gab, wurde es ruhig und langweilig auf den Dörfern.
Die Medien – allen voran die Zeitungen – erkannten die Marktlücke und übernahmen diese ehrwürdige Tätigkeit. Mit viel Eifer machten sie sich an die Arbeit und trieben jeden Tag mit viel Getöse eine Sau durchs Dorf. Die Menschen waren begeistert von diesen neuen medialen Schweinen. So hatten sie immer spannende Geschichten, über die sie sich die Köpfe heiß reden konnten. Das Interesse war groß und die Zahl der medialen Sautreiber stieg rasant, zumal im Laufe der Zeit mehr und mehr Möglichkeiten für das Sauspiel hinzukamen. Doch die Leute langweilten sich bald, weil sie hinter dem medialen Getöse viel Lärm um Nichts erkannten.
Deshalb kamen die Medien auf die Idee, den Schweinen Namen zu geben. Schließlich ist erwiesen, dass eine stärkere emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier entsteht, wenn das Tier einen Namen erhält. Die Medien beschränkten sich nicht nur auf in Deutschland bekannte Namen wie Olaf, Christian, Friedrich sowie Robert, Annalena, Alice, Sahra, Markus oder Hubert. Lustig fanden die Menschen, dass nicht nur Hausschweine sondern auch Wildschweine Namen bekamen. Hierfür fanden die Medien exotische Namen wie Donald oder Elon. Die Menschen hatten Spaß am Gegrunze und Gefurze der Schweine. Die Medien berichteten über alles aus dem Leben der Schweine. Doch immer mehr Leute merkten, ein Saustall bleibt ein Saustall, egal aus welchem Winkel sie darauf blicken. An den vertrauten Lauten und Gerüchen ändert sich ebenfalls wenig.
Selbst die Idee, so unterschiedliche Schweine wie Elon und Alice in einen speziell gestalteten X-Event zusammenzubringen, ging nicht auf. Dabei berichteten viele Medien intensiv über dieses Ereignis und brachten es sogar in Zusammenhang mit der Bundestagswahl. Es half nichts. Angeblich wollten nur etwa 200.000 Zuhörer dem Gegrunze lauschen. Das sind nur 0,03 Prozent der Wahlberechtigten für die Bundestagswahl. Mit großer Beharrlichkeit wollen einige Medien ihren Lesern, Zuhörern oder Zuschauern das Thema aufdrängen. Sie erkennen allerdings nicht, dass kein Schwein mehr Interesse am Sautreiben im Dorf noch für die Sau an sich hat.