Wer die Wahl hat, hat die Qual. Für die anstehende Bundestagswahl ist die Qual der Entscheidung besonders groß. Noch nie buhlten drei so außergewöhnliche Kandidaten um das Kanzleramt. Meinungsforscher haben herausgefunden, dass viele Wähler sich zwar für einen der Drei erwärmen könnten, ihnen aber oft die Partei nicht dazu passt. Das ist ein Dilemma, denn in diesem Fall hilft auch das intensive Studium der Wahlprogramme der Parteien kaum weiter. Wie wäre es mit ein paar Argumenten, die Ihre Wahlentscheidung erleichtern könnten?
Es sollte eine Person ins Kanzleramt einziehen, die große Strahlkraft hat – unabhängig davon, welcher Partei sie angehört. Dann müsste die Wahl auf Annalena Baerbock fallen. Schon innerparteilich hat sie sich gegen den scheinbar besseren Robert Habeck durchgesetzt. Obwohl sie die jüngste der Drei ist, bringt sie sicherlich das größte Wissen und die meiste politische Erfahrung mit. Sie geht allerdings nicht damit hausieren, dazu ist sie zu bescheiden. Deshalb tat sie sich mit ihrem Lebenslauf so schwer. Wenn ein Leben voller Höhepunkte ist, fällt es nicht leicht, sich auf die herausragenden zu fokussieren. Dies zeigt sich auch an ihrem phänomenalen Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Obwohl sie trotz enormer Verpflichtungen dieses Werk alleine verfasst hat, sagt sie in Interviews demütig, dass dies ein Gemeinschaftswerk war. Sie ist eine grüne Tausendsassa, aber sie kann auch schwarz, rot und gelb.
Am schwersten hat es Olaf Scholz, trotz seiner langen Regierungserfahrung. In den vergangenen Jahren durfte er sogar als Vize vertretungsweise Kanzler spielen. Mit einer Partei wie der SPD kann jedoch nur schwer jemand Kanzler werden bzw. bleiben. In dieser ehemaligen Volkspartei haben es sich die Mitglieder zum Volkssport gemacht, ihre Spitzenkandidaten erst in den Himmel zu heben, um sie dann schnell in den Boden zu stampfen. Damit hat die Partei zumindest etwas mit einigen Medien gemein, die mit vielen Persönlichkeiten aus Sport, Film und Kunst ebenso verfahren. Scholz weiß, wer oder was eine schwarze bzw. eine rote Null ist. Er kann mit einer Bazooka Geld in jeden Winkel dieser Republik schießen. Im Zweifel kann Scholz Kanzler trotz der SPD.
Der große Stratege Armin Laschet müsste schon allein wegen seines schönen Vornamens gewählt werden. Außerdem hat er den bayerischen Möchtegernkönig Markus Söder elegant aus der Bahn geschossen. Dabei ist der Söder ein Meister darin, je nach Bedarf die Regierung und/oder die Opposition zu verkörpern. Laschet ist der Mann mit der größten Klimakompetenz. Er hat einen klaren Plan. Deshalb konnte er entspannt lachend die Hochwassergebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz besuchen. Was sind schon ein paar weggespülte Dörfer, wenn einer auf dem Weg zum großen Ziel ist, die ganze Welt zu retten. Laschet wäre der natürliche Nachfolger von Mutti. Er übt bereits vor dem Spiegel neue geometrische Formen für seine Hände.
Sollten Sie in Bayern wohnen, können Sie Laschet nicht wählen, denn in diesem Entwicklungsland gibt es noch keine CDU. Eine schöne Alternative wäre hier der Hubsi Aiwanger. Das ist ein lustiger Niederbayer mit lustiger Sprache und großem Ehrgeiz, den es nach Berlin zieht. Der Hubsi wäre gern Bundeskanzler und Minister für Wirtschaft inklusive Landwirtschaft, Umwelt, Verkehr, Bildung und Verteidigung in einer Person. Allerdings sind die Freien Wähler – seine persönliche Partei – noch nicht einmal im Bundestag. Wenn Sie also den Hubsi wählen, dann wählen sie nicht den Laschet, wischen aber dem Söder eins aus. Wenn der Hubsi erstmal im Bundestag ist, dann ist es bis zum Bundeskanzleramt nicht mehr so weit … frühestens in vier Jahren.
Überhaupt sollten wir uns von einem Irrglauben befreien: Trotz Adenauer, Kohl und Merkel, ein Kanzler oder eine Kanzlerin wird nicht auf Lebenszeit gewählt. Es ist erlaubt, jemanden abzuwählen, der sich im Amt nicht mehr wohl fühlt oder nicht so gut zurechtkommt. Wir tun der Person damit vielleicht sogar einen Gefallen. Die bunte Abwechslung im Amt braucht nicht nur durch die Blazer einer Kanzlerin zu erfolgen. Sie könnten also mal was Neues ausprobieren.