Die ersten Menschen, die Gott erschuf, kreierten zwei gravierende Probleme, die wir bis heute nicht im Griff haben: Die Gier nach Rohstoffen geht auf die ersten beiden Menschen Adam und Eva zurück, die dem Apfel nicht widerstehen konnten. Der dritte Mensch Kain ermordete den vierten Menschen Abel. Da es außer Gott keine Zeugen gab, ist nicht exakt überliefert, warum dieser Mord geschah. Wahrscheinlich ging es um Rohstoffe.
Bis Gott merkte, dass er die Menschen falsch programmiert hatte, verging Zeit. Als er schließlich Moses die Zehn Gebote in die Hand drückte, war es zu spät. Viele Menschen hatten sich schon gegenseitig die Besitztümer gestohlen und sich die Köpfe eingeschlagen.
Hätte Gott seine Regeln statt auf einer Steinplatte auf digitalem Weg übermittelt, hätte es wohl nicht so viele Missverständnisse darüber gegeben, was Gott genau meint. Vielleicht gab es auch den einen oder anderen Übersetzungsfehler. Jedenfalls interpretieren die Menschen bis heute häufig frei, was es heißt, Du sollst nicht töten und Du sollst nicht begehren Deines nächsten Hab und Gut.
Hinzu kommt, dass Gott die Rohstoffe auf der Erde willkürlich verteilt hat. Es ist den Menschen nicht vermittelbar, warum das eine Volk über viel Erdöl, das andere über seltene Erden, das nächste über fruchtbaren Böden und das letzte über gar nichts verfügt. Deshalb haben die Menschen früh angefangen, Wirtschaftskriege zu führen und sich für Öl, Gas, Wasser oder Gold umgebracht.
Bisweilen überkommt einen der Verdacht, massenhafter Mord aus wirtschaftlichen Gründen wird toleriert, während der einfache Mord aus niederen Beweggründen zutiefst verachtet und entsprechend bestraft wird. Es macht wohl auch einen Unterschied, ob der gemeine Bürger einen Mord in Auftrag gibt, oder ob dies ein Staatspräsident tut.
Wie sollen Staaten darauf reagieren, wenn ein Staatspräsident im Osten – angeblich – einen Mordanschlag auf einen Regimekritiker in Auftrag gibt oder wenn ein Staatspräsident im Westen – offiziell bestätigt – dass er einen anderen Staatspräsidenten töten lassen wollte oder wenn ein der Staatsmacht zu investigativer Journalist – wahrscheinlich – auf Geheiß von oben zerstückelt wird?
Dann kaufen wir nicht mehr deren Gas, Erdöl oder sonstige Produkte, hallt der Aufschrei der Moral- und Ethikwächter durchs Land. Genau! Das setzen wir jetzt so schnell und konsequent um, wie wir es nach Umweltkatastrophen wie Deepwater Horizon, Brent Spar oder Exxon Valdez taten. Schließlich sind Boykotte wirkungsvolle Gegenmittel. Bliebe die Frage: Woher bekommen wir nachhaltig gewonnene, moralischen Ansprüchen genügende Rohstoffe? Ach, hätte sich Gott nur klar ausgedrückt.
September 2020