In klassischen Agentenfilmen bekommen wir immer eine dieser typischen Szenen zu sehen, in denen der Agentenchef dem Topagenten eine Mappe überreicht, auf der meist in roter Farbe TOP SECRET vermerkt ist. Der Inhalt dieser Mappe ist also nicht nur geheim, sondern streng geheim. Dann wissen die Top-Geheimagenten wie James Bond oder Ethan Hunt, dass sie nicht nur nichts, sondern überhaupt gar nichts darüber sagen dürfen. Dieser Unterschied ist sehr wichtig, denn wenn die Kenntnisse nur SECRET sind, dann bieten sich Handlungsmöglichkeiten. So können die Agenten ein bisschen was von den geheimen Informationen an bestimmte Personen weitergeben, um beispielsweise zu testen, wer von den Bösen unter einer Decke steht. Das ist etwa so, als würde man ein Gerücht unter dem Deckmäntelchen der Verschwiegenheit unter besonders kommunikationsfreudigen Menschen streuen, um zu beobachten, wie es sich verbreitet und wer daran beteiligt ist.
Die Kenntnis eines echten Geheimnisses bedeutet Herrschaftswissen und der Geheimnisträger ist also so etwas wie ein Privilegierter. Nur wer über Geheimnisse verfügt kann Geheimtipps geben. Viele Zeitungen und Zeitschriften beziehungsweise deren Redakteure verfügen über eine große Anzahl an Geheimnissen, die sie in schönen Schlagzeilen besonders zu Ferienzeiten nur an ihre treuen Leser weitergeben. Diese Medien wissen, wo man auf dieser Welt noch Urlaub machen kann, wo noch nie jemand war – sogar mit Vollpension oder All-inclusive. Diese Medien kennen sogar noch die geheimsten Gasthöfe und Restaurants, in denen man für kleines Geld auf höchstem Niveau speisen kann. Als exklusive Empfänger dieser Geheimtipps dürfen sich die Leser ebenfalls als Privilegierte fühlen. Als auserkorene, würdige Geheimnisträger werden sie natürlich ihrer Hauszeitung oder ihrem Fachmagazin für weitere solch exklusive Informationen die Treue halten.
Die dankbaren Leser nutzen die Geheimnisse selbstredend nur für sich und suchen unter strengster Verschwiegenheit bei nächster Gelegenheit den geheimen Ausflugs- oder Urlaubsort auf. Erstaunt müssen sie feststellen, wie viele andere Reisende ebenfalls über diesen Geheimtipp verfügten und das exklusive Reiseziel ein großes Stelldichein ist oder das Restaurant hoffnungslos ausgebucht ist. Wie ist sowas möglich? Die einzige Erklärung ist, es muss sich um einen extrem niederträchtigen Geheimnisverrat handeln, womöglich sogar noch über die sozialen Medien. Ist es nicht traurig, dass man heutzutage niemandem mehr vertrauen kann?