Es gibt im Fernsehen kaum etwas Spannenderes und Lehrreicheres als die Live-Übertragung von Skirennen. Nur Bob- und Rodelwettbewerbe können in diesen Punkten in etwa mithalten. 40 bis 50 Damen oder Herren fahren zwar hintereinander die gleiche Strecke den Berg hinunter, mal mit mehr, mal mit weniger gesteckten Toren. Die Besten der Besten fahren meist auf gleich hohem Niveau, das heißt die zeitlichen Unterschiede im Ziel bewegen sich meist im Zehntel- oder gar Hundertstelabständen. Fasziniert sitzen wir Sesselsportler vor der Flimmerkiste und schauen gebannt auf die eingeblendeten Zwischenzeiten, dank derer es uns Laien erst möglich wird zu erkennen, wer vorn und wer hinten liegt.
Zum Glück kommentieren ein wortgewandter Sportreporter und ein kommunikationsfähiger Ex-Skirennfahrern die Läufe. Dabei erkennen die Experten Dinge, die nach menschlichem Ermessen – also mit bloßem Auge – normalerweise nicht zu sehen sind. Vermutlich liegt dies daran, dass die für solche Übertragungen befähigten Reporter und Experten über Facettenaugen wie Fliegen verfügen. Damit sehen die Beiden etwa 200 Bilder pro Sekunde mehr als wir Fernsehzuschauer. Durch diesen Zeitlupeneffekt können sie, garniert mit klugen Einlassungen zur Technik und zur gewählten Fahrlinie, selbst kleinste Abstände erkennen, die uns verborgen bleiben. Warum die auf Hundertstel genauen Zwischenzeiten oftmals trotzdem etwas anderes aussagen, ist uns allen ein Rätsel. Doch selbst dann finden die Fachleute rückblickend noch erstaunliche Erklärungen für die Zwischen- und Endergebnisse.
Die Krönung sind die Skirennen der Olympischen Spiele und der Weltmeisterschaften. Zumindest legen uns die Experten diese Auffassung wortreich dar. Leider haben wir die Erläuterungen bis heute nicht ganz verstanden. Für uns ist außer den offensichtlichen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen nicht erkennbar, wie sich diese Rennen von den Weltcuprennen unterscheiden, die den Winter über jedes Wochenende stattfinden, zumal die Rennen häufig auf den gleichen Hängen stattfinden.
Wir hatten immer gedacht, ein echter Weltmeister oder Olympiasieger hebt sich von den anderen ab, weil er oder sie bei diesen Großevents Leistungen vollbringen, die deutlich über jenen in den gewöhnlichen Rennen stehen. Nun stehen bei Olympia und WM häufig Frauen und Männer auf Platz eins, die vorher in ihren Disziplinen noch keinen Blumentopf gewinnen konnten, so wie aktuell bei der Ski-WM in Courchevel. Die aufgrund ihrer Saisonleistung eigentlich als Favoriten geltenden Sportler fahren bei diesen Großereignissen erstaunlich oft hinterher. Experten sprechen dann gerne von einer Sensation. Klingt wie eine einleuchtende Erklärung, wenn die Sensationen nicht zur Normalität geworden wären. Aber zum Glück finden alle zwei Jahre Ski-Weltmeisterschaften statt, so dass alle Rennläufer mehrfach die Chance haben mit einem einzelnen Rennen, einen Titel zu ergattern.