Eigentlich wussten wir es ja schon immer, doch erst seit der Hymne an die Männer von Herbert Grönemeyer haben wir es schwarz auf weiß und auch im Ohr: Männer sind einfach großartig und die besten Geschöpfe, die Gott, der Herr – oder wer auch immer – geschaffen hat. Sie haben sehr viele grandiose Fähigkeiten. Die herausstechende Stärke ist allerdings, sie sind allzeit bereit. Das wusste der Herbert schon. Sie sind allzeit bereit, sogar bis kurz vor dem letzten Atemzug, noch eine Frau zu begatten. Manchmal bedarf es zwar der Hilfe kleiner Pillen, aber egal. Das Wichtigste ist die lebenslange Standfestigkeit, damit der Mann seine Gene in aller Welt verteilen kann.
In einem der berühmten Filmdialoge, beklagt Sally in Harrys Armen den großen Unterschied zwischen Frauen und Männern. Schließlich läuft beim weiblichen Geschlecht die Uhr der Fruchtbarkeit viel früher ab. So jammert Sally mit Blick auf den in 8 Jahren kommenden 40. Geburtstag: „Charly Chaplin hat noch Kinder bekommen, da war er schon 73!“ Harry antwortete: „Aber er war zu schwach, sie noch auf den Arm zu nehmen!“ Das war 1989. Damals war 73 ein ehrfürchtiges Alter, besonders wenn es darum ging, nochmals Vater zu werden. Seither werden die Männer nicht nur älter, sondern auch immer stärker und immer besser.
Prominenz verbunden mit großem Reichtum ist eine günstige Voraussetzung für alte Männer, um noch ein williges Weibchen zur Paarung und zur Zeugung eines Kinds zu finden. Die Medien übernehmen dann gern die Heldenverehrung. So jubelten sie überschwänglich, als der Schauspieler Al Pacino verkünden konnte, mit 83 Jahren nochmals Vater geworden zu sein. Seine Frau ist nur 54 Jahre jünger. Damit übertrumpft er seinen großen Schauspielerkollegen Robert de Niro, der mit 79 Jahren kurz davor Vater geworden ist, aber der Robert hat ja vielleicht noch ein paar Jährchen Zeit, um zumindest wieder gleichzuziehen. Der Held aller Helden – in dieser Hinsicht – soll allerdings Luis Trenker gewesen sein. Seine jahrelange Kraxelei in den Bergen hat ihm so viel Manneskraft geschenkt, dass er mit 96 nochmals Vater geworden sein soll. Er hat es zumindest nicht dementiert.
Nun warten wir sehnsüchtig darauf, dass der erste 100jährige Promi-Mann ein Kind zeugt. Das sollte aufgrund der rasanten, positiven Entwicklung bei Männern nicht mehr lange dauern. Die meisten Männer sterben zwar immer noch viel früher, die anderen – prominenten, reichen Männer – glauben, sie altern nicht. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge bzw. erzeugt späte Höhepunkte. Harry war 1989 zu pessimistisch und hatte wohl auch eine antiquierte Ansicht über die Bedeutung der Vaterschaft.
Es kommt nicht darauf an, sein Kind beim Aufwachsen zu begleiten, es zu lieben und zu stützen. Die Einschulung, den Schulabschluss oder dessen erste Liebe mitzuerleben, sind nur familienromantische Vorstellungen. Gerade für reiche prominente Männer ist es sowieso nicht erforderlich, Verantwortung zu übernehmen, schließlich vererben sie ihren klangvollen Namen und ein großes Vermögen. Das ist mehr, als die Kinder von so einem Vater erwarten dürfen. Für die Erziehung ist die junge Mutter zuständig, so war es immer schon und so wird es bleiben. Sollte die Mutter selbst auch ein Prominentenleben führen wollen oder gar überfordert sein, gibt es genügend Nannys, die für gutes Geld gerne die Fürsorge der Kinder übernehmen. Wenn sich diese Kinder dann nicht allzu blöd anstellen, dürfen auch sie ein von Klatschmagazinen begleitetes, spannendes Leben führen.
Der tollste dieser Sorte Männer war wohl der Vater von Julio Iglesias, der mit 90 noch einen Kind zeugte, aber die Geburt nicht mehr erlebte, weil er an einem Herzinfarkt starb. Das war wohl ein Höhepunkt zuviel.