Der Alfons Schuhbeck ist ein ausgekochtes Schlitzohr. A rechter Hund, wie der Volksmund in Bayern sagt. Der Alfons wollt immer nur kochen: zu großen Events, für den FC Bayern München, im Fernsehen und im Radio für den Bayerischen Rundfunk, auch opulente 4-Gänge-Menüs hat er im Teatro-Spiegelzelt mit Showprogramm serviert und für Promis sowie Unternehmen hat er ebenso gern Köstliches gezaubert. Der Mann hat nur gearbeitet, von 7 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts, sagt er. Dabei hat er sich noch umfangreiches Wissen über Kräuter angeeignet und wusste darüber hinaus, wie er leckeres Eis herstellen kann. Weil er dieses umfassende Wissen nicht für sich behalten wollte, hat er eine Kochschule eröffnet. Vor so einem Tausendsassa kannst nur respektvoll den Hut ziehen.
Weil die Leute immer Hunger auf gute Speisen haben, hat sich der Alfons ins Zeug gelegt. Dabei hat er gemerkt, dass er selbst mehr Hunger bekommen hat. Er hatte ständig so einen Hunger, er konnte den Hals gar nicht voll bekommen. So wurde der Küchenmagier neben der Kochschule und des Partyservice, Besitzer der Restaurants „Südtiroler Stuben“ und „Orlando“, einer Eisdiele, eines Teeladens sowie eines exquisiten Gewürzladens – alles am Münchner Platzl, wo das berühmte Hofbräuhaus steht. Mancher Münchner spöttelte, das Platzl müsste in Alfons-Schuhbeck-Platz umbenannt werden. Dazu ist es nicht gekommen, sonst hätten die Stadtoberen ein kleines Problem. So wie der Bayerische Rundfunk, der lange nicht wusste, wie er den Schuhbeck wieder loswerden kann. Mit dem Geständnis zieht der BR die Reißleine nimmt alles – auch die neu produzierten Sendungen – aus dem Programm. Egal, der Rundfunkgebührenzahler übernimmt die Kosten.
Wenn man so fleißig ist wie der Alfons, verdient man viel Geld. Blöderweise muss man dann viele Steuern zahlen. Das wollte der Alfons nicht. Deshalb hat er seine Kreativität beim Kochen auf das Manipulieren von Rechnungen in seinen Restaurants übertragen. Dazu wurde extra eine Software eingesetzt. Das alles hat der Alfons scheibchenweise vor Gericht, das heißt an verschiedenen Verhandlungstagen, bestätigt. Wie soll sich ein solcher Tausendsassa sofort an jedes Detail erinnern, wo er doch ständig irgendwo in der Küche stand. Plötzliche Gedächtnislücken von Prominenten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, sind übrigens ein noch zu wenig erforschtes Gebiet.
Irgendwann ist dem Alfons einiges wieder eingefallen, weil zum einen sein IT-Berater schon eine profunde Aussage vor Gericht gemacht hatte und zum anderen, weil die Beweise stichhaltig sein müssen. Da steht das Schlitzohr mit herzerweichendem, traurigem Blick auf der Anklagebank und sagt, er habe Angst vor dem Gefängnis. Erstaunlich, wie Angst das Gehirn beflügeln kann. Vielleicht hat er vorher noch ein zur Wahrheit verhelfenden Kräutertrunk zusammengemixt und getrunken.
Mehr als 2,3 Millionen Euro soll Schuhbeck an Steuern hinterzogen und über 1,1 Millionen Euro an illegalen Steuervorteilen für seine Firmen erlangt haben. Sich dann hinzustellen und zu erklären, er sei einfach kein Unternehmer, spiegelt nicht das Wesen eines echten Hundlings wider. Er wäre auch kein Steuersünder, wie es einige Medien verniedlichend darstellen. Bei solchen Summen handelt es sich um eine Straftat. Die wird normalerweise mit Gefängnis geahndet. Darüber dürfte sich der Schuhbeck nicht beschweren, zumal er schon 2014 mit den Steuergesetzen in Konflikt geraten war.
Aufmunternd mag man dem Alfons zurufen: Tue Buße und bring deine Kochkünste in die Gefängnisküche ein. Seminare für gesunde Ernährung sowie für Kräuterkunde fänden bei Mitinsassen bestimmt guten Anklang. So könnte er zurück zu seinen Wurzeln und einfach nur kochen. Auch hinter Gittern kann er damit wahrscheinlich auch den einen oder anderen Promi beglücken.
Wahrscheinlich läuft es doch wieder darauf hinaus, die Promis lässt man laufen, die Kleinen müssen büßen
Schuhbeck ist am 27. Oktober zu 3 Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Wenn man sieht, wie Münchner Boulevardmedien mit einer großen rührseligen Geschichte über Schuhbecks Sangesauftritt im Teatro mit vielen Promis berichten, sollen wir wohl glauben, der Promi-Koch sei ein armes Opfer. So wird auch der Eindruck vermittelt, in manchen Teilen der Gesellschaft wird Steuerhinterziehung selbst in Millionenhöhe immer noch als Kavaliersdelikt angesehen. Die Richterin hat dies in ihrer Urteilsbegründung jedoch klar widerlegt.