Nein, ich will Ihnen kein X für ein U vormachen. Aber es ist offensichtlich, dass einige wichtige historische Ereignisse mit dem Buchstaben X zusammenhängen, obwohl das X weder in Deutsch, Englisch oder Spanisch eine nennenswerte Bedeutung erlangt hat. Die Franzosen mögen das X zwar etwas lieber als die anderen Drei, aber letztlich spielt es für deren Sprache auch nur eine untergeordnete Rolle. Die Italiener verweigern aus purer Ignoranz den Gebrauch des X, trotz ihres exorbitanten römischen Erbes, das ihnen mit dem Schriftzeichen die Zahl 10 beschert hat.
Ich will Sie nicht mit extralanger Geschichte langweilen, sondern sie nur exemplarisch anführen. Geradezu revolutionär war das Ereignis von 1991: „Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix“, lautete die simple Marketingbotschaft, die die Schokoladenwelt erschütterte und viele Menschen desillusioniert zurückließ. Kein Unternehmen vor Mars hatte bis dato so fantasiereich das X verwendet. Doch der exaltierte, exzentrische – was für schöne Wörter mit X – Elon Musk setzte vor wenigen Tagen in Anlehnung an Mars noch eins drauf: Aus Twitter wird jetzt X, sonst ändert sich fast nix. Musk hat damit zwar sein blaues Vögelchen verloren, aber seinen Vogel hat er noch.
X-Millionen Menschen dürfen und können demnach nicht mehr twittern. Ob sich die Duden-Redaktion schon mit der Änderung bzw. Streichung dieses Verbs beschäftigt? Jedenfalls müssten nun alle Nutzer dieses Kommunikationsdienstes „x-en“. Sollte dies im Sinne Musks mit seinem Faible für das X sein, dann hat er nix gedacht. Die erfahrenen Kommunikationsexperten und Anhänger der Schreibmaschinenkultur wissen natürlich, dass x-en alles andere als kreativ ist, schließlich bedeutet es, Wörter oder Sätze durch Übertippen mit dem Buchstaben X nicht mehr lesbar zu machen – dies nur als Erklärung für die Generation, die nicht mehr weiß, was eine Schreibmaschine ist. Exakt verwendet heißt es aus-x-en. Aber schon früher gab es sinnvolle Verkürzungen, denn dies ist keine Errungenschaft der Jugend, das wusste schon die tolle X-Generation, zu der dieser Autor zählt.
Wer sich umschaut, findet viele Unternehmen, die den Buchstaben für ihren Firmennamen oder ihre Produktnamen x-mal verwenden. Manche versuchen sogar, sich das X in Kombination mit einer bestimmten Farbe als Marke schützen zu lassen. Aufgrund der raren Nutzung war die Verwendung des X eine extraordinäre Idee. Aus exklusiv ist x-beliebig geworden. Da bleibt noch der x-fach gebrauchte, aber immer noch extrem gute Satz mit x der X-Generation: Das war wohl nix… Herr Musk, oder sind Sie jetzt xD?