Das Zweitschönste am Fußball sind die Expertengespräche mit Ex-Profi-Fußballern vor Beginn des Spiels. Trotz des geballten Sachverstands, sind die Analysen über die mögliche Aufstellung und die Prognosen zum Ausgang der Partie zwar wie das Stochern im Nebel, aber doch immer sehr erheiternd. Der Spaß wird umso größer, je mehr dieser Experten sich versammeln und miteinander fachsimpeln. Dann vergisst der fieberhaft erwartungsvolle Zuschauer am Fernsehgerät glatt das Knabbern und Trinken.
Das Drittschönste am Fußball sind beim Sender RTL die Live-Kommentare des angeblich so beliebten Duos Marco Hagemann und Steffen Freund (auch ein Ex-Fußballer). Diese beiden sind eine Wucht. Wie sie sich die Bälle zuspielen mit allgemeinen Fußballerweisheiten und Floskeln, das ist Kommentatorenkunst vom Allerfeinsten. Die viele Schenkelklopfer sind selbst für Kindergartenkinder die reine Wonne. So etwas kann man nicht lernen, dieses Talent wird einem geschenkt. Eigentlich könnte man das Bild abschalten und nur den beiden Sprechern lauschen. Einen besseren, freudigeren Comedy-Abend kann man nicht erleben.
Steigern lässt sich dies allerdings noch mit den Interviews nach dem Spiel mit den Trainern und Spielern. Das ist mit Abstand das schönste am Fußball. Herausragend sind die fantasievollen Erklärungen von Trainern und Spielern der unterlegenen Mannschaft: „Wir waren heute nicht auf dem Platz“, ist für den Zuschauer mit der Frage verbunden, wer dann gespielt hat. Aber das hat noch nie ein Reporter gefragt. Interessant sind immer wieder die mentalen Probleme der Teams: „Die andere Mannschaft wollte den Sieg mehr als wir“ oder „Uns hat es heute an der Einstellung gefehlt,“ oder „Uns hat es heute an Spielfreude und Zweikampfhärte gefehlt.“ Beliebt auch: „Wir haben unser Spiel nicht durchsetzen können“ oder „Unsere Taktik ist nicht aufgegangen“. Sehr häufig sind natürlich der Schiedsrichter und der Videoschiedsrichter schuld, die ein Tor oder einen Elfmeter nicht gegeben haben, oder ein Handspiel falsch einschätzen und es deshalb zum entscheidenden Strafstoß kam. Die Liste lässt sich lange fortsetzen. Sie könnten sie bestimmt locker ergänzen.
Erfrischend ist dagegen, das Interview mit einem Trainer nach der 1:2-Niederlage seines Teams mit einem Fernsehreporter am Spielfeldrand. Reporter: „Woran hat es gelegen, dass ihr Team heute verloren hat?“ Trainer: Die andere Mannschaft hat ein Tor mehr geschossen als wir.“ Reporter: „Was hätten Sie besser machen können, um zu gewinnen?“ Trainer: „Wir hätten zwei Tore mehr schießen sollen.“ Reporter: „Hat es an der Einstellung des Teams gefehlt, oder was war heute das Problem?“ Trainer: Das Problem war, wir haben zwei Toren bekommen und nur eines geschossen.“ Reporter: „Was können Sie beim nächsten Spiel am kommenden Samstag besser machen?“ Trainer: „Wir wollen mindestens ein Tor mehr schießen als der Gegner.“ Einfache Antworten auf banale Fragen, besser kann es ein Trainer kaum formulieren. Trotzdem werden jede Woche die gleichen Fragen gestellt.
Falls Sie, liebe Leser eine Ahnung haben, welcher schlagfertige Trainer dieses aufgezeichnete Interview gegeben hat, dann schreiben Sie es gerne in Ihren Kommentar zu dieser Glosse.
Um zu gewinnen,
musst du ein Tor mehr schießen als dein Gegner.
Johan Cruyff