Für einen Kabarettisten ist es von Vorteil, wenn er das Spiel mit Wörtern beherrscht. Rechnen muss er nur insoweit können, dass nach Abzug der Kosten von seinen Gagen etwas Geld zum Leben übrigbleibt. Das funktioniert ziemlich gut, wenn der Kabarettist ständig in lustigen Fernsehsendungen auftreten kann, regelmäßig eine Kolumne schreiben und mindestens einmal wöchentlich im Radio seine Weisheiten zum Besten geben darf. Wer sogar eine eigene, regelmäßig ausgestrahlte Sendung im TV mit eigenem Namen besitzt, dem sollte es eigentlich gut gehen, so dass am Ende des Monats Geld übrig bleibt – auch fürs Parken in München.
Der gute Helmut Schleich regt sich in seiner Kolumne in der TZ fürchterlich über das Parken in München auf. Das ist an sich nichts Besonderes, weil sich fast jeder Münchner und alle die, die München besuchen, sich über das Parken in der Landeshauptstadt aufregen. Das liegt an der begrenzten Zahl der Parkplätze und an den Preisen. Derzeit wird besonders viel Gift und Galle gespuckt, weil die Stadt das Parken für Anwohner von 30 auf 300 Euro pro Jahr und für alle anderen im Lizenzgebiet von 1 auf 1,90 Euro pro Stunde erhöhen will.
Was für eine Unverschämtheit, zürnt nicht nur der Schleich. Er meint sogar, dies sei für nichts, außer für das Recht an seinem Wohnort parken zu dürfen. Die Möglichkeit, sein Auto in einer öffentlichen Straße zu parken, ist schließlich seit der Steinzeit das verbriefte Recht eines Fahrzeugbesitzers. Sollen die Kinder doch zum Spielen zum Kilometer entfernten Spielplatz gehen. Radfahrern sollen dort fahren, wo es Radwege gibt. Wer es als Anwohner nicht erträgt, vor der Tür keinen Raum für Grünzeug zu haben, soll halt raus aus der Stadt ins Grüne ziehen.
Bekanntlich ist nichts im Leben kostenlos, nicht mal der Tod, der ist sogar besonders teuer geworden. Doch bevor wir uns so richtig in Rage reden, wollen wir alles sachlich einordnen: Statistisch betrachtet, steht jedes Auto etwa 23 Stunden am Tag in der Straße. Seit Ausbruch der Pandemie und der weit verbreiteten Arbeit zu Hause, verharren viele Autos sogar Tage lang unbewegt im öffentlichen Raum.
Rechnen wir mal großzügig zugunsten der Anwohner: Bei 22 Stunden pro Tag und 360 Tagen sowie 30 Euro Gebühr kostet den Anwohner die Stunde Parken 0,004 Cent. Stiege nun der Preis auf 300 Euro, kostete das Parken pro Stunde 0,04 Euro pro Stunde bzw. weniger als einen Euro für den ganzen Tag. Was bekommt man heutzutage sonst noch für 4 Cent pro Stunde? Schleich spekuliert bereits munter mit Horrorpreisen von 3000 oder gar 30 000 Euro pro Jahr für einen Anwohnerparkausweis. Würde man aber nur 50 Cent pro Stunde – die Hälfte der Gebühr fürs normale Parken im Lizenzgebiet – ansetzen, müsste das Anwohnerparken schon fast 4000 Euro pro Jahr kosten.
Schleich fährt nicht so gern mit öffentlichen Verkehrsmitteln, hat er mal gesagt. Es sei ihm zu teuer. Kann man nachvollziehen bei 3,50 Euro fürs Einzelticket. Selbst wenn man sich für das günstige Isarcard-Abo entscheidet, kostet das Jahresticket 561,45 Euro. Dafür könnte man 18 Jahre lang als Anwohner parken. Super, gell Herr Schleich. Der Kabarettist fährt sowieso am liebsten mit einem alten Fahrrad durch die Stadt, hat er mal gesagt und betont, wie es ihn ärgert, wenn Radwege im Nichts enden. Bestimmt hat er sich auch schon oft über zugeparkte Straßen erregt, in denen es selbst für Radfahrer bei Autogegenverkehr kein Durchkommen mehr gibt. Sogar in Fahrradstraßen müssen Radler um ihre Vorrechte kämpfen. Radler könnten noch viele Dinge mehr aufzählen, über die sie sich fürchterlich aufregen, gell Herr Schleich.
Aber Helmut Schleich ist ein Befürworter des Ausbau des Radwegenetzes. Da sind wir doch alle dafür – außer die Dauerparker. Bleibt nur die Frage, woher soll denn der Platz für die Radwege kommen, Herr Schleich? Eben alles eine Frage der Perschpektive, gell Herr Schleich!