Bald geht eine Ära zu Ende. Die strahlende Bundeskanzlerin ist nur noch eine geschäftsführende Kanzlerin und die Zeit, bis sie zur Altkanzlerin wird, ist nicht mehr lang. Angela Merkel ist für diesen Schritt unvorbereitet. Sie konnte ihren Ruhestand nicht planen, schließlich war immer was los in der Politik. Sie wäre ja vielleicht schon früher gegangen, aber die Wähler haben dies nicht zugelassen. So sind es 16 lange Jahre im Amt geworden. Verständlich, dass sie nun erstmal eine Pause machen, sich entspannen und ein oder zwei Bücher lesen möchte. Außerdem muss sie sich wieder an das normale Leben gewöhnen.
Wie allen Ex-Bundeskanzlern und Ex-Bundespräsidenten, hat dann auch die Ex-Kanzlerin Anspruch auf ein Büro mit ausreichend Personal. Neun Mitarbeiter soll sie bekommen. Ein Aufschrei geht durch Deutschland. Wofür braucht eine Altkanzlerin so viele Leute? Eine Büroleitung, eine stellvertretende Büroleitung, zwei Fachreferenten, drei Sachbearbeiter und zwei Fahrer hat der Hauptausschuss des Bundestages ihr zugestanden. Die Beschränkung auf fünf Mitarbeiter, die der Ausschuss 2019 beschlossen hat, gilt erst für die Zeit nach Merkel.
Endlich haben wir neben Corona ein Thema, über das wir uns so richtig aufregen können. Doch allen Empörten, Wütenden und Zornigen können wir den Wind aus den Segeln nehmen. Mit wenigen Argumenten lässt sich darlegen, dass Angela Merkel diesen Personalstab unbedingt benötigt: In den 16 Jahren, in denen sie in der Welt rumgeflogen und rumkutschiert wurde, hat sie es nahezu verlernt, selbst Auto zu fahren. Zur Sicherheit für uns alle, sollte sie deshalb auf Chauffeure zurückgreifen. Da diese Ruhezeiten einhalten müssen, braucht Merkel mindestens zwei Fahrer.
In ihrer langen Regierungszeit wurde sie zudem von morgens bis abends bekocht und versorgt. Merkel weiß doch gar nicht mehr, wie das Einkaufen in einem modernen Supermarkt funktioniert. Deshalb braucht sie hierfür ebenso qualifiziertes Personal wie für das Kochen. Für die Organisation ist ein Büroleiter mit hoher Expertise vonnöten, das könnte zum Beispiel ihr treu ergebener Kanzleramtsminister Helge Braun übernehmen – sofern der nicht überraschend noch zum CDU-Vorsitzenden gewählt wird. Eventuell stünde noch der Alleskönner, Ex-Wirtschaftsminister Peter Altmaier, bereit – zur Not auch als stellvertretender Büroleiter. Angeblich hat er noch keine gute Idee, was er mit seiner Zeit anfangen will, wenn er nicht mehr im Bundestag sitzt. Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner soll sich auch schon angedient haben, mangels Alternativen. Für die vielen kleinen Dinge des Alltags und um ihre Lieblingsfreunde in der CDU – Friedrich Merz und Norbert Röttgen – auf Trab zu halten, braucht Merkel mindestens drei Sachbearbeiter.
Das Argument Altkanzler Gerhard Schröder habe zwei Mitarbeitern weniger bekommen, zählt nicht. Schröder war nicht mal halb so lang Bundeskanzler wie seine Nachfolgerin. Außerdem hat er als gestandener Sozialdemokrat einen angemessenen Rentenvertrag beim russischen Energiekonzern Gazprom erhalten. Dank des bis ins 22. Jahrtausend regierenden Staatschefs Wladimir Putin muss Schröder keine Altersarmut befürchten.
Angela Merkel war in den 16 Jahren eine weise, vorausschauende, zupackende Mutti. Sie war immer für uns da. Es wäre kleinkariert über ein paar 10 000 Euro Bürokosten mehr pro Monat zu lamentieren. Wir Steuerzahler sollten nicht so kleinkariert denken und den Mitarbeiterstab mit einem Lächeln bezahlen. Sollte die Altkanzlerin allerdings einen für eine Christdemokratin angemessenen Rentenvertrag eines großzügigen Konzerns erhalten, sollten wir das Thema nochmals diskutieren.