Kein Actionfilm kommt ohne Verfolgungsjagden aus, sei es auf der Erde, im Wasser, in der Luft oder gar im Weltraum. Manche dieser Streifen sind von Anfang bis Ende eine Verfolgungsjagd. Dabei kommt bis auf das Fahrrad jedes denkbare Fortbewegungsmittel zum Einsatz. Wahrscheinlich können Helden wie James Bond, Ethan Hunt, Jason Bourne oder Frank Martin alles, nur nicht Rad fahren. Deshalb ist meist das Auto die erste Wahl, um jemanden zu verfolgen oder jemandem zu entkommen.

Das Schöne an Verfolgungsjagden mit Autos ist, sie sind ein realistisches Abbild: Alle Autofahrer halten großen Abstand zum Vorherfahrenden. Auf mehrspurigen Straßen fahren alle Autofahrer ausreichend versetzt, so dass schnelle Spurwechsel in sehr hoher Geschwindigkeit leicht möglich sind. Selbst wenn der Actionheld in den Gegenverkehr steuern muss, lassen ihm alle anderen so viel Platz, um ohne Geschwindigkeitsverlust vorwärts zu kommen. Auch das Überfahren einer Kreuzung bei Rotlicht ist meist gefahrlos, weil die vorfahrtsberechtigten Verkehrsteilnehmer vorsichtig in die Kreuzung hineinfahren.

Nur in den wirklich guten Actionfilmen wird der Held hin- und wieder in einen Unfall verwickelt.  Beliebt sind – wie im wahren Straßenverkehr – jene Szenen, in denen sich der Held nach einem Zusammenstoß mit seinem Wagen mehrfach um die eigene Achse dreht. Hat das Fahrzeug viele Karosserieteile verloren, ist es leichter, so kann der Held der Übermacht der Polizei besser entkommen. Zudem sind die (meist amerikanischen) Polizeiautos nicht für Verfolgungsjagden gebaut worden, deshalb brechen sie schnell auseinander.

Verletzungen erleidet der Held selten, wenn nur in leichter Form: Kratzer, Abschürfungen und Prellungen. Es ist mir kein Film bekannt, in dem der Held bei einem banalen Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Dies liegt schlicht daran, dass James, Ethan und Co. mit den besten Autos ausgestattet werden. Selbst wenn sie in ihrer Not ein normales Alltagsfahrzeug benützen müssen, verwandelt sich dieses aufgrund der inneren Stärke des Helden in ein Hochsicherheitsfahrzeug.

Sollten Sie nun denken, dies sei Blödsinn, muss ich Ihnen teilweise recht geben, denn die Beschreibung trifft nicht auf Deutschland zu. Obwohl hier die besten Autofahrer der Welt zu Hause sind, verlieren Flüchtende fast immer gegen die Polizei oder die Kontrolle über ihr Auto. Dies liegt daran, dass die deutsche Polizei Autos höchster deutscher Qualität besitzt, die jeder Situation gewachsen sind. Zudem sind gewöhnliche Autofahrer in Deutschland nicht vertraut mit rücksichtsvollem Fahren. Sie beherrschen weder das Abstandhalten, das Kolonnenfahren, das Bilden einer Rettungsgasse (bzw. Fluchtgasse), das versetzte Fahren oder das Reißverschlussverfahren.

Weil die meisten Autofahrern verkappte Actionfilmhelden sind und gerne auf das Recht des Stärkeren setzen, haben echte Actionhelden in Deutschland keine Chance zu Entkommen. Der Gesetzgeber könnte Abhilfe schaffen durch eine verbesserte Ausbildung der deutschen Autofahrer. Sie sollten als Komparsen in die Filmdrehs der Verfolgungsjagden eingebunden werden. So lässt sich die Scheinrealität der deutschen Fahrer in die in den Filmen dokumentierte reale Welt übertragen.

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