Studien sind etwas Wunderbares, besonders dann, wenn diese streng wissenschaftlich durchgeführt wurden. Es gibt unendlich viele Forschungsfragen, die wir uns täglich stellen. Deshalb sind wir jedes Mal zutiefst dankbar, wenn wir eine unserer Fragen beantwortet bekommen. Schließlich sind diese repräsentativen Ergebnisse sehr hilfreich, damit wir uns in unserem komplexen Alltag zurechtfinden können. Zudem geben sie uns viele nützliche Tipps, wie wir unsere Lebensweise ins Positive verändern können.
Es gibt viele Industriesektoren, sogar einzelne Konzerne, die stellen uneigennützig große Summen zur Verfügung, damit diese Studien finanziert werden können. Selbst in den heutigen Zeiten, in denen von vielen Experten zunehmende egoistische Tendenzen beklagt werden, fließt immer noch sehr viel Geld in umfangreiche Forschungsprojekte. Zugegeben es ist nicht neu, aber es ist immer noch verwirrend, dass teilweise sogar sehr widersprüchliche Ergebnisse zum gleichen Forschungsgegenstand gefunden werden. Eines der bekanntesten Beispiele ist Industriezucker – einst als Wundermittel für die Menschen dargestellt, ist es heute Teufelszeug aus Sicht der Ernährungswissenschaftler. Natürlich kennen wir alle die Befunde für Kaffee, Milch und viele andere Lebens- und Genussmittel mehr.
Auch die Pharmaindustrie spendet viel Geld, um die kranke Bevölkerung mit Studien über den großen Nutzen von Ergänzungspräparaten zu überzeugen. Damit können wir die Folgen unserer falschen Ernährung lindern, die wir durch das strikte Befolgen von Studien zu immer noch gesünderen Lebensmitteln erlitten haben. Freundlicherweise informiert uns die Branche im Vorabendprogramm des Fernsehens über alle rezeptfrei zu erhaltenen Mittelchen, die unsere vielen Wehwehchen rasch mildern. Das nennt man aber Marketing bzw. Werbung und dient nur dem Ziel, das für die Studien ausgegebene Geld wieder zu erwirtschaften. Das Konzept funktioniert im Allgemeinen hervorragend.
Auch politische Studien finden immer häufiger ein breites Publikum. So erfuhren wir dieser Tage in einer Bertelsmann-Studie, dass die Bundesregierung zur Halbzeit ihrer Amtszeit nur 36 Prozent ihrer im Koalitionsvertrag verankerten Ziele noch nicht erfüllt hat, dagegen sind 31 Prozent abgearbeitet. Der Rest ist demnach teilweise erfüllt bzw. befindet sich im Prozess. Ein erstaunlich positives Bild. Die Studie soll nicht von der Regierung finanziert worden sein.
Im aktuellen Deutschlandtrend – was ja fast wie eine Studie zu werten ist – sind dagegen nur 19 Prozent der Befragten mit der Arbeit der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP zufrieden. Die Medien lassen ebenfalls kein gutes Haar an der Koalition und suhlen sich wohlig in ihrer Berichterstattung über ständige Streitereien zwischen den Partnern, die angeblich zu keinen Ergebnissen oder zu ewig hinziehenden Kompromissen führen. Gibt es hier womöglich einen Zusammenhang zwischen Berichterstattung und den Meinungen der Mediennutzer? Dazu sollte dringend eine neue Studie in Auftrag gegeben werden.
Eine brandaktuelle repräsentative Studie basierend auf einer Umfrage unter Tausenden Lesern hat übrigens Erstaunliches ergeben: Das regelmäßige Lesen dieser Kolumne steigert nicht nur die Intelligenz, sondern auch das Wohlbefinden. Die Studie wurde nicht von mir finanziert.