Boulevardmedien lieben die Prominenten. Liefern diese doch täglich mehr oder weniger unbedeutende Geschichten aus ihrem bewegten Leben, die sich ausschlachten lassen. Ohne die Skandälchen, herzzerreißenden Familiendramen, Liebes-Aus- und Liebes-An-Gerüchten und den ständigen Partybesuchen mit Fotos von A-, B- und C-Prominenten wüsste manche Boulevardzeitung nicht mehr, wie sie ihre Seiten füllen sollten. Zum Glück gibt es eine  Leserschaft, die nach den wohl recherchierten Enthüllungsberichten giert. Unterstützung erhalten die Boulevardmedien von den Ratesendungen im Fernsehen, die auch das Wissen über Prominente abfragen. Wer gewinnen will, muss auf dem aktuellen Stand bleiben.

Boulevardmedien haben großen Einfluss darüber, wer im Gespräch bleibt und wer medial in der Versenkung verschwindet. Wer Schlagzeilen liefern kann, wird mit viel Platz auf den Seiten sowie häufiger Berichterstattung und das Schreiben in höhere Sphären belohnt. Mancher Promi kann so über lange Zeit präsent bleiben. Bei manchen fragt man sich allerdings, was diese den ganzen Tag machen, außer sich in der Nähe von Fernsehkameras, Fotoapparaten und den wichtigen Promi-Reportern aufzuhalten. Werden die Skandälchen und Dramen allerdings zu gewöhnlich, dann freuen sich viele Medien darüber, jemanden ungespitzt in den Boden zu rammen und zu beerdigen.

Natürlich hat jedes Boulevardmedium seine Lieblinge, besonders solche, denen sie die Vorsilbe „Star“ verleihen können. Zu denen stehen sie in guten wie in schlechten Tagen, sie sind quasi verheiratet. Die so geliebten Promis stehen dankbar jederzeit für Informationen zur Verfügung. Sie wissen eine fruchtbare Beziehung zu ihrem Boulevardblatt kann sie am Leben erhalten, ihnen einen Rest an Bedeutung geben.

Ein schönes Beispiel ist die Beziehung zwischen der TZ und dem gut bekannten Koch Alfons Schuhbeck. Der Alfons wurde mal Star-Koch benannt, weil er gut kochen kann und sich gern überall dort aufhielt, wo Prominente zugegen sind. Weil er zudem recht erfolgreich gekocht haben muss, baute er sein Koch-Reich immer weiter aus. Er wurde gierig, machte sich am Platzl in München rund um das Hofbräuhaus breit und wollte Geld scheffeln. Allerdings nicht alles mit legalen Mitteln. Das ist kurz zusammengefasst, bedeutet aber sehr viele Geschichten für die Zeitung.

Verfolgt man als neutraler Beobachter die Berichterstattung der TZ, fragt man sich wie der arme Alfons in ein tiefes Dilemma stürzen konnte. Wie konnte es nur passieren, dass der Star-Koch Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt wurde. Nun musste er tatsächlich am Mittwoch ins Gefängnis nach Landsberg umziehen. Dort, wo es kaum Tageslicht im Zellentrakt gibt und die Einzelzellen nur acht Quadratmeter groß sind. Fernsehen gibt es nur gegen Gebühr. Trotzdem soll der Schuhbeck – nach exklusiven TZ-Recherchen – „nicht betrübt“ sein. Er wolle sich „bewusst“ der Haft stellen. Wem jetzt die Tränen nicht kullern, ist ein herzloser, eiskalter Mensch.

Den anderen sei zur Rechtfertigung nochmals erwähnt. Schuhbeck ist ein verurteilter, kreativer Steuerhinterzieher, dem noch weitere Verfahren – unter anderen wegen Insolvenzverschleppung – drohen. Über Reue oder Schadenswiedergutmachung ist bei Schuhbeck bislang kaum etwas bekannt. Wer kein Mitleid verspürt und findet, dass der Alfons seinen Star-Status verloren hat, muss keine Gewissensbisse haben.

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