Die deutsche Fußball-Mannschaft ist zum zweiten Mal hintereinander in der Gruppenphase der Weltmeisterschaft gescheitert und darf deshalb heute von Katar nach Hause fliegen. Die vielen Experten haben natürlich sofort viele fundierte Analysen parat, um zu erklären, wie dies geschehen konnte und wer was falsch gemacht hat. Fußball ist jedoch nicht kompliziert, weder auf dem Platz noch in der Auswertung: Die Mannschaft schießt schlicht zu wenige Tore und bekommt zu viele. Damit verliert sie zu häufig und gewinnt zu selten. Bei vielen Nostalgikern muss nun die Erkenntnis reifen, dass andere Nationen auch Fußball spielen können und Deutschland in diesem Sport seit Jahren keine Macht mehr ist.
Das Ausscheiden bringt bei mancher Traurigkeit viel Positives mit sich. Die Spieler bekommen nun eine sehr lange Winterpause. Sie können sich mal richtig erholen. Sie haben Zeit, in den Luxusressorts dieser Welt Urlaub zu machen und mit schönen Bildchen ihre Instagram-Follower zu beglücken. Danach werden sie mit so großer Energie und Leidenschaft zurückkehren, dass wir uns im Januar auf atemberaubende Spiele in der Bundesliga und in den nationalen und internationalen Pokalwettbewerben freuen dürfen. Schnell werden selbst die größten Fußballfans die Schmach von Katar vergessen haben.
Für die meisten Fußballfans hat das Ausscheiden der deutschen Mannschaft auch sein Gutes. Sie brauchen nicht mehr mit schlechtem Gewissen die Spiele zu schauen, weil eine Weltmeisterschaft in Katar sowieso nie hätte stattfinden sollen und von Anfang an hätte abgelehnt werden musste. Jetzt fällt der Boykott leicht. Wen interessiert jetzt noch, wer in diesem Wüstenland Weltmeister wird. Außerdem können uns nun die Kritiker mit ihren Doppelmoralvorwürfen nicht mehr treffen. Da wir in Katar nichts mehr zu tun haben, können wir bedenkenlos dort das Flüssiggas einkaufen. Wir dürfen uns daran erfreuen, dass die reichen Scheiche an vielen wichtigen deutschen Konzernen beteiligt sind.
Für das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat das Ausscheiden einen finanziellen Vorteil. Sie können die Zahl ihrer Moderatoren und die inzwischen gigantische Zahl ehemaliger Fußballer als TV-Experten reduzieren, weil wir die 25. Analyse der gleichen Situation nicht mehr anhören wollen. Dies wird den Sendern und uns viel Geld sparen, das für andere interessante Inhalte besser genutzt werden kann.
Natürlich können wir mit den armen Fußballern mitfühlen. Wir verstehen, dass sie traurig und niedergeschlagen sind. Wer will schon vor Millionen Augen wieder als Loser dastehen. Mancher von ihnen hat sogar die Chance auf einen großen Titel verspielt und muss mit einer unvollendeten Karriere abtreten. Das ist schade für den Einzelnen. Es ist aber weder schlimm noch furchtbar, es ist – wie mancher vorschnell erklärt – vor allem keine Katastrophe, angesichts der Vielzahl an Problemen um uns herum. Es ist nur Fußball und die nächste Meisterschaft kommt bestimmt.