München kann großen Sport und München will großen Sport. Schon am sechsten Tag der Wettkämpfe lässt sich ein Zwischenfazit mit Bestnoten ziehen. An allen Sportstätten das gleiche Bild. Enthusiastische Zuschauer begleiten und tragen die Sportler durch die Wettkämpfe der European Championships. So mancher Athlet wächst auf dieser Welle der Begeisterung über sich hinaus. Als herausragendes Beispiel lässt sich der überraschende Marathon-Sieg von Richard Ringer auf der Strecke durch die Münchner Innenstadt heranziehen. Einen kleinen Teil dieses Erfolgs dürfen sich die Zuschauer an die Brust heften, die Ringer zu einem fulminanten Endspurt geschrien und getrommelt haben.
Alle Sportler sind überwältigt von der fantastischen Atmosphäre und den Sportstätten. Dieses Lob gilt auch den Organisatoren dieser Europameisterschaften. Die Triathlon-Wettkämpfe so in diesen einzigartigen Olympiapark einzubinden, war ein ebenso cleverer Schachzug wie die Marathons der Frauen und Männer mit einer Stunde Zeitversatz in vier Runden durch das Herz der Stadt laufen zu lassen. Damit waren beste Voraussetzungen für die Zuschauer geschaffen…und die vielen Menschen danken es mit ihrer Begeisterung. Gleiches gilt für die Kletterwettbewerbe und für Beachvolleyball an historischer Stätte. Die Bilder sind beeindruckend. Natürlich trägt das Wetter mit traumhaften Sonnenuntergängen seinen Teil dazu bei.
Überhaupt beweisen der gesamte Olympiapark und die Sportstätten mit ihrer genialen Dachkonstruktion, dass sie auch 50 Jahre nach den Olympischen Spielen nichts an ihrer Schönheit eingebüßt haben. Vielmehr zeigt der Park erneut seine Bedeutung für die Stadt und seine Eignung für Sportarten aller Art. Es ist zugleich ein Beleg dafür, wie es möglich ist, Sportstätten so anzulegen, dass sie auch nach Jahrzehnten noch so exzellent genutzt werden können. Hier ist die Bezeichnung „nachhaltig“ wahrlich gerechtfertigt. Das Gegenbeispiel sind zahlreiche Sportstätten in vielen Ländern, die unter der Bezeichnung „nachhaltig“ für Olympische Spiele geschaffen wurden, aber schon zu Ruinen verfallen sind.
In Erinnerung an die Olympischen Spiele von 1972 in München sprechen viele Medien dieser Tage von Mini-Olympischen-Spielen in München. Aber mancher mag sich auch daran erinnern, dass die Bürger vor neun Jahren gegen das Projekt Olympische Winterspiele 2022 in München zusammen mit der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein gestimmt haben. Die Ablehnung von damals und die Begeisterung für Mini-Olympia von heute sind kein Widerspruch. Die meisten Bürger haben es längst erkannt und sind damit weiter als viele Politiker und Sportfunktionäre, die in ihrer Sucht nach fragwürdigem Renommee noch nicht verstanden haben, dass die überzogenen, ausbeuterischen Projekte des Internationalen Olympischen Komitees mit ihren olympischen Knebelverträgen für die Städte und ihre Menschen nicht mehr tragbar sind. München zeigt wie bürgernahe, nachhaltige Sportveranstaltungen organisiert und durchgezogen werden können und ist damit Vorbild für viele weitere große Sportevents.
Die Europameisterschaften waren ein Traum und genau die richtige Größe für München. Qlympische Spiele unter dem Diktat des IOC brauchen wir hier wirklich nicht in der Stadt.