Übermorgen beginnen endlich die Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele in Peking. Seit Tagen fiebern wir den besten Winterspielen aller Zeiten entgegen. So gut wie  China hätte es kein Land bewerkstelligen können. Dank der vielen fleißigen Mitarbeiter, die aus purer Leidenschaft für ein kleines Anerkennungsgehalt arbeiten, war es möglich, solche gigantischen Sportstätten herzustellen. Wer hätte sich vorstellen können, eine Bob- und Rodelbahn für angeblich über zwei Milliarden Euro in einer Region zu errichten, wo sich die meisten Menschen eine Wettfahrt von rasenden Weißwürsten auf Schlitten nicht in ihren kühnsten Träumen vorstellen konnten.

Die Idee der chinesischen Regierung, die Wettkampfstätten in ein Naturschutzgebiet zu bauen, ist  grandios. Die gigantischen Bauten eingebettet in eine malerische Umgebung werden uns wunderbare Fernsehbilder liefern. Die Olympischen Spiele zurück in die Natur zu bringen, haben die Organisatoren nahezu perfekt umgesetzt. Was spielt es da für eine Rolle, wenn es in dieser Region so gut wie nie schneit. Auch Chinesen sind in der Lage ausreichend künstlichen Schnee zu produzieren. Das haben sie sich sicherlich von den jenen Skigebieten in den Alpen abgeschaut, die seit Jahren ihren Skibetrieb nur noch mit Schneekanonen aufrechterhalten können. Die Frage an die chinesischen Organisatoren, wer diese Sportarenen später nutzen soll, ist despektierlich. Jedes Land hat das Recht, sich mit dem Segen des Internationalen Olympischen Komitees, mit Milliardenkosten monumentale Ruinen für die Nachwelt zu erhalten.

Die Euphorie der Sportler ist gigantisch. Sie wissen, nirgendwo anders als in Peking werden sie so gut von der Corona-Pandemie abgeschirmt. Dank einer perfekten Überwachung hat das Virus  keine Chance, an die Sportler heranzukommen. Wer so gut geschützt ist, wird auch nicht von störenden politischen Nebengeräuschen wie Nachrichten über die angebliche Unterdrückung der Uiguren und der Tibeter oder der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong abgelenkt. Die bestens umsorgten Olympioniken können sich auf ihre Wettkämpfe konzentrieren. Chinesische Wissenschaftler fanden heraus, dass Medaillenanwärter  aus traditionellen Wintersportländern – aufgrund ihres sorglosen Trainings in der Natur – anfällig für das Coronavirus sind, wenn sie nach China kommen. Sportler, die positiv auffallen, werden besonders sorgsam geschützt, um andere Medaillenhoffnungen nicht zu gefährden.

Wir Sofasportler dürfen uns auf ein erneut ausgeweitetes Sportprogramm freuen. In 109 Wettbewerben kämpfen Olympioniken um Gold, Silber und Bronze. Vor 30 Jahren in Albertville waren es nur 57 Wettkämpfe. Da war es unmöglich, durchgehend vor der Glotze zu hocken und sich einen Ranzen anzufressen – heute gern mit Produkten der dem IOC ergebenen Hauptsponsoren. Der Vorteil für die Sportler ist, dass fast jeder, der sich ein wenig anstrengt, eine Medaille mit nach Hause nehmen kann. Zudem macht die tägliche Kontrolle des Medaillenspiegels viel mehr Spaß.

Dem geschäftstüchtigen IOC sei Dank. Kaum eine Organisation und nur wenige Unternehmen sind derart erfolgreich. Es ist ein geniales Konzept – quasi ein legaler Enkeltrick –, den Veranstaltern  Verträge mit dem Renommee der Olympischen Ringe unterzujubeln, die dem IOC gigantische Gewinne bescheren, während die vor Ort entstehenden Verluste sozialisiert werden. Wenn die Ausrichter das Dilemma der überbordenden Kosten erkennen, haben sich die IOC-Verantwortlichen um Großmeister Thomas Bach wieder nach Lausanne verzogen. Die Kritik kommt aber meist von Neidern oder von naiven Bürgern, die keinen Blick für die Aufwertung der Natur durch die Sportanlagen haben.

Beim allem Lob für das IOC bleibt ein Kritikpunkt. Nennen wir es eine Anregung. Bisher gibt es nur Wettbewerbe für Männer und Frauen. Das ist ein Ansatz von gestern. Es wäre ein schönes Zeichen, wenn das IOC auch Wettkämpfe für Diverse einführte. Das würde nicht nur die Fortschrittlichkeit von Bach & Co. verdeutlichen, sondern auch die Gewinne weiter sprudeln lassen.

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