Friedrich Merz hat immer an ein Comeback geglaubt. Er war sich sicher, er würde nochmals eine Chance bekommen, nachdem er 2002 von Angela Merkel aus dem Fraktionsvorsitz gedrängt worden war. Seine Geduld wurde zwar auf eine extrem harte Probe gestellt, weil er – wie die meisten – niemals damit gerechnet hatte, Merkel könnte 16 Jahre als Bundeskanzlerin agieren. Nun also hat er es geschafft: Er vereint Parteivorsitz und Fraktionsvorsitz. Er ist der neue starke Mann der CDU.
Amtsinhaber Ralph Brinkhaus hat ihm zähneknirschend den Weg freigemacht, indem er sich nicht mehr zur Wahl stellt. Spätestens nach dem klaren Votum von fast 95 Prozent bei der Wahl zum Parteivorsitzenden musste Brinkhaus klar geworden sein, wie sich die Machtverhältnisse in der Partei gedreht haben und er seinen Posten nicht halten können wird. Auch wenn er ein Stück Resthoffnung hatte, ließ Merz keinen Zweifel daran, die beiden Ämter in seiner Hand vereinen zu wollen. Mit dem Rückzug erspart Brinkhaus seiner geschwächten Partei einen Machtkampf, den er nach Lage der Dinge sowieso nicht hätte gewinnen können.
Der schon häufig politisch totgesagte Merz hat Steher- und Nehmerqualitäten bewiesen. Mit seinen 66 Jahren steht er zwar nicht unbedingt für den dringend erforderlichen Neuanfang einer gebeutelten Partei. Das miserable Ergebnis bei der Bundestagswahl, die zum Teil schwachen Auftritte seiner direkten – zum Teil deutlich jüngeren – Konkurrenten und die seiner Vorgänger haben ihm in die Karten gespielt. Er hat bekommt nun seine letzte Chance, zu zeigen, dass er ein großer Parteistratege ist und die CDU wieder nach oben führen kann. Viel Zeit hat er dafür nicht. Schon im Frühjahr stehen mit den drei Landtagswahlen im Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen die ersten großen Bewährungsproben an, bei denen er sich als Verantwortlicher messen lassen muss. Sie werden Fingerzeige sein, ob Merz seine Partei auf Kurs bringen kann. Weitere Verluste der Partei könnten ihm die Arbeit schnell erheblich erschweren. Der eine oder andere parteiinterne Gegner steht mit geballter Faust in der Hosentasche schon bereit, um ihm verlorene Wählerstimmen genüsslich um die Ohren zu hauen.