Seit heute gilt in Bayern die strenge 2G-Regel zur Eindämmung der grassierenden Corona-Pandemie. Endlich, werden wohl die meisten Geimpften sagen. Schließlich haben alle Mahnungen oder Ermunterungen an die Zögerer und Verweigerer, sich impfen zu lassen, nichts gebracht. Wie einige Beispiele aus dem Ausland zeigen, haben erst der Druck der Regierungen sowie die Einschränkungen für Ungeimpfte zum Umdenken bei diesen Menschen geführt. Der gleiche Effekt lässt sich nun in Bayern beobachten.

Obwohl die Zahlen schon seit Wochen nach oben schießen und die Lage in den Krankenhäusern inzwischen prekär ist, hat sich die Bayerische Landesregierung viel zu lange Zeit gelassen, um sich zu einer konsequenten Strategie durchzuringen. Dabei hat sich Ministerpräsident Markus Söder doch gerne als der große Warner und Treiber in der Pandemie präsentiert. Zuletzt hat er aber wohl mehr Zeit darauf verwandt, Pressekonferenzen zu geben, in denen er einer wahrscheinlichen, aber noch nicht gewählten neuen Regierung aus SPD, Grünen und FDP Versäumnisse im Umgang mit der Pandemie vorzuwerfen. Vielleicht sollte ihm jemand aus den eigenen Reihen nochmals sagen, dass die alte Regierung noch geschäftsführend im Amt ist und das Gesundheitsministerium noch immer von seinem Unions-Kollegen Jens Spahn geführt wird. Söder ist wieder in sein altes Rollenbild als Intrigant, Frotzler und Provozierer zurückgefallen. Wer aber im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Wer nach eineinhalb Jahren Erfahrung mit der Pandemie und der Dringlichkeit der Lage immer noch Sätze wie, über eine bestimmte Lösung – komplette Impfpflicht oder für bestimmte Berufsgruppe oder über 2G-Regelungen – müsse nachgedacht werden, drückt sich davor Verantwortung zu übernehmen. Wer in einem Bundesland oder im Bund regieren möchte, muss damit jedoch die  Verantwortung übernehmen und handeln. Dies schließt ein, notfalls unpopuläre Entscheidungen zu treffen und zu ihnen zu stehen. Dazu bedarf es einer überzeugenden, transparenten Argumentation, Glaubwürdigkeit und Standfestigkeit. Wer dagegen ständig Entscheidungen auf die lange Bank schiebt – eventuell aus Angst einen Fehler zu machen – oder die Verantwortung lieber anderen zuschieben will, hat in einer Führungsrolle nichts zu suchen und sollte sie den Machern überlassen.

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