Die Bundestagswahl war, wie erwartet, eine der spannendsten in der Geschichte der Bundesrepublik. Von der ersten Prognosen bis zum vorläufigen amtlichen Ergebnis dauerte es bis zum frühen Morgen. Lange war nicht sicher, ob die SPD oder die Union vorne liegen würde. Vor allem aus dieser Konstellation heraus zog die Berichterstattung in den Medien ihre Spannung.
Die ARD – inklusive der dritten Programme – und das ZDF lieferten dagegen über Stunden einen langweiligen, teils Nerv tötenden Einheitsbrei. Obwohl das Rennen so lange offen war, stellten die Moderatoren den Politikern, die sich in den Studios abwechselten wie in einem Taubenschlag, immer wieder die gleichen Fragen. Sie erhielten immer wieder ähnliche, teils fast wortgleiche Antworten, die inhaltlich oft keine waren. Es war immer wieder beschämend, wenn Moderatoren akzeptierten, dass Politiker ihre Fragen penetrant nicht beantworteten. Nur wenige hakten nach, um trotzdem keine befriedigende Aussage zu bekommen. Trotz ihrer zum Teil desaströsen Ergebnisse, durften manche Politiker – selten ernsthaft widersprochen – ihren parteipolitischen Nonsens verbreiten.
Ein CDU-Politiker nach dem anderen konnte ungeachtet des desaströsten Abstürze von CDU sowie CSU und eines Rückstands von 1,6 Prozentpunkten auf die siegreiche SPD einen – angeblich berechtigten – Anspruch auf das Kanzleramt formulieren. Zarte Gegenfragen waren das höchste der Gefühle. Erinnert sei an das Wahljahr 2005 als Kanzler Gerhard Schröder gegen Angela Merkel verlor und trotzdem sich als Sieger wähnte und damit eine Fortsetzung seiner Kanzlerschaft beanspruchte. Damals gingen die Union sowie ARD und ZDF vehement gegen Schröder vor. Der Rückstand der SPD auf die Union war übrigens nur ein Prozentpunkt
Letztlich verlief der Wahlabend wie bei vielen Bundestagswahlen vorher. Die Welt stand am Sonntagabend spätestens von 18 Uhr an still. Selbst in den Nachrichtensendungen gab es fast keine anderen Informationen mehr. Um vor allem am Anfang die üppige Sendezeit zu füllen, sollten in der ARD die Korrespondenten in Brüssel und Washington über Reaktionen aus der EU und den USA berichten. Sie hatten nicht eine einzige offizielle Stellungnahme – angesichts des offenen Ausgangs nicht verwunderlich. Abwechslung brachten nur die beiden Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch nur wegen anderer Zahlen und anderer Konstellationen. Wer Glück hatte, erfuhr die Resultate der beiden Fußball-Bundesliga-Spiele, hörte vom 100. Sieg des F1-Rennfahrers Lewis Hamilton und bekam die Wettervorhersage geliefert.
ARD und ZDF haben trotz der außergewöhnlich guten Rahmenbedingungen nichts dazu gelernt und damit viele Zuschauer mit ihrer drögen Berichterstattung verärgert und verscheucht. Es war nicht nur für manche Partei sondern auch für die öffentlich-rechtlichen Sender ein Debakel. Angesichts dieses immensen zeitlichen und personellen Aufwands bei dieser Wahl drängt sich wieder einmal die Frage auf, ob der Rundfunkbeitrag richtig angelegt ist.
Mir geht dieses Dauergesülze der Politiker schon lange gegen den Strich. Nach der ersten Hochrechnung schalte ich in der Regel ab und erst später wieder ein, wenn dann hoffentlich die Ergebnisse feststehen.