Nach dem Desaster in Frankfurt vor zwei Jahren sollte sich die Internationale Automobilausstellung in München neu erfinden. Die einst reine automobile Protzshow öffnete sich anderen Verkehrsmitteln und zeigt dies mit der Namensänderung in IAA Mobility. Zudem will der Veranstalter durch die Trennung in zwei Teile sowohl die Fachbesucher auf dem Messegelände als auch das breite Publikum mit Ausstellern und Attraktionen an verschiedenen Plätzen in der Münchner Innenstadt anlocken.
An der Grundidee, Verkehrsmittel effizient zu verknüpfen, den Autoverkehr in den Innenstädten zu beschränken und dem Klimaschutz Vorrang zu geben, zweifeln nur noch reine Autofetischisten. Dafür reicht es jedoch nicht, Aussteller aus anderen Branchen zu integrieren. Vieles erscheint wie ein Nebeneinander, nicht wie ein Miteinander. So erschließt sich dem Besucher nicht, warum ein sehr kleiner Teil der Radbranche in zwei Messehallen fast untergeht und ein anderer Teil im attraktiven Hofgarten sich präsentieren kann. Die raren Anbieter von Radl-Zubehör wirken verloren und müssen sich im Zweifel zwischen der Eurobike und der IAA entscheiden, weil diese zeitlich so eng beieinander liegen. Es ist auch nicht sofort erkennbar, welche Fahrzeuge wo getestet werden können. Die besten Plätze in der Innenstadt haben sich die großen Autobauer gesichert. Sie stehen dort, wo eigentlich keine Autos mehr hinkommen sollen.
Die Präsentationen der Hersteller im Stadtzentrum sind zum Teil anziehend, zum Teil überladen und haben sogar etwas von einem Volksfest. Einige Objekte in der Stadt lassen sich auch als Zaungast von außen betrachten. Wer sich einen guten Überblick über das IAA-Angebot verschaffen will, muss lange Wege in Kauf nehmen und viel Zeit einplanen. Tausende Absperrgitter trennen die Bereiche ab. Sie unterbrechen zentrale Lauf- und Radwege, und erfordern erhebliche Umwege. Die Beschilderungen sind unzureichend. Übereifrige, teilweise überforderte Sicherheitskräfte sorgen für zusätzlichen Ärger bei Pendlern und Passanten.
Die spannende Frage ist schließlich, ob das auf den ersten Blick gute Hygiene- und Sicherheitskonzept tatsächlich funktioniert und die IAA nicht zu einem Superspreader-Event wird. Das Ergebnis werden wir wohl erst nächste Woche sehen. Es lässt sich allerdings bereits jetzt sagen, das neue Konzept der Messe geht noch nicht auf. Während die – insgesamt wenig – Besucher auf die Bühnen der Autohersteller drängen, ziehen sie oft an anderen gelangweilt vorbei. In vielen Punkten müssen die Veranstalter nachbessern, was die räumliche Verteilung, die Information und die Beeinträchtigung des Verkehrs betrifft. Sie werden hoffentlich aus den Erfahrungen in diesem Jahr ihre Lehren ziehen.