Kanzler Olaf Scholz hat einen seiner größten Erfolge seiner Regierungszeit gefeiert. Er hat die Vertrauensfrage gewonnen. Faktisch hat er sie zwar verloren, genau das hat er jedoch immer schon gewollt. Scholz ist also ein Gewinner, schließlich erreichte er sein ihm vorgegebenes Ziel. Das kam in den vergangenen drei Jahren nicht allzu häufig vor. Man stelle sich vor, die Parlamentarier hätten ihm das Vertrauen ausgesprochen. Die Häme wäre ihm gewiss gewesen: Nicht einmal eine Vertrauensfrage kann er verlieren. Für Scholz ist es letztlich egal. Nach seinem überraschenden Sieg vor drei Jahren, ist er überzeugt, ein Gewinner zu sein. Dass diese Meinung nur von wenigen geteilt wird, dafür kann er ja nichts.
Eine besonders spezielle Politikertype, die sich ständig als Gewinner sieht, sitzt in der Staatskanzlei in München. Markus Söder gewinnt immer, selbst wenn er verliert. Sollte er tatsächlich einmal nicht gewinnen bzw. nicht zum Zuge kommen, dann dürfen dies andere auch nicht. Denn wenn die anderen am Ende verlieren, kann sich Söder als verkappter Gewinner oder Gewinner der Herzen verkaufen. Mit dieser Strategie hat Söder nicht nur vor gut drei Jahren dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet das Gewinnen verhindert, sondern hat Scholz den Sieg erst ermöglicht.
Nun haben wir das gleiche Spielchen wieder. Obwohl die Chancen für die CDU/CSU ungleich besser stehen, den nächsten Kanzler zu stellen, versucht Söder alles, um seinem Kontrahenten, Kanzlerkandidat Friedrich Merz, in die Suppe zu spucken. Als Foodinfluencer und bayerischer Bratwurstrepräsentant weiß Söder, wie man anderen das erhoffte Siegesmahl versauen kann. Zudem hat er Merz eines voraus. Söder ist sogar international kulinarisch bewandert: Er hat herausgefunden, welche polnische Bratwurst zum Niederknien ist. Jetzt muss er nur noch das Timing lernen.
Nur ein kleiner Gewinner ist Christian Lindner. Er hat in seiner FDP alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Wenn er ein großer Gewinner werden will, verzockt er sich regelmäßig und stolpert von einer Niederlage in die nächste. Damit er dann zumindest ein kleiner Gewinner mit großem Anspruch bleiben kann, müssen andere ihre Posten oder ihr Gesicht verlieren. Schließlich ist da noch ein Möchtegerngewinner. Robert Habeck bietet sich demütig als Kanzlerkandidat an. Er weiß jedoch nicht, wie das mit den gestutzten Grünen funktionieren kann, deshalb dringt er in die Küchen der Wahlberechtigten ein und bittet untertänigst um Ratschläge.
Weitere Alternativen gibt es nicht oder sie sind nicht wählbar. Die Wähler werden im Februar vor einem Dilemma stehen. Wem können sie ihre Stimme geben, damit es überhaupt einen Gewinner, das heißt, eine solide, stabile Regierung geben kann.