Viele Sportjournalisten verbindet ein schönes gemeinsames Hobby. Sie schließen Wetten darauf ab, welcher Fußball-Trainer zuerst in einer noch jungen Saison seinen Job verliert. Danach schreiben sie solange daraufhin, bis endlich der favorisierte Trainer rausgekickt wird. Sie rühmen sich dann, dass sie dies schon lange vorausgesehen haben. Die Vereinsoberen folgen gerne dem Ritual, wenn sie eine anhaltende Misere des Vereins ohne Erfolge erwarten. Sie dürfen daraufhin meist – für kurze Zeit – auf Lob der Sportmedien bauen, schließlich haben sie den Schuldigen rasch erkannt und rausgeworfen.
Genau betrachtet ist dies eine leichte Aufgabe für den Vereinsvorstand, zumal es für alle Beobachter offensichtlich ist, dass immer der Trainer die Schuld hat. Dabei ist es unerheblich, ob die gepamperten, oft überbezahlten Spieler ausreichend motiviert sind, die von ihnen erwarteten Leistungen zu bringen. Wenn der Torjäger das Tor nicht trifft, der Torwart häufig daneben greift, der Abwehrspieler immer zu langsam ist und der Mittelfeldstratege Pässe ins Niemandsland spielt, kann nur der Trainer schuld sein. Wahrscheinlich hat dieser seinen Spielern die Feinheiten des überaus komplexen Spiels nicht richtig erklärt.
Eine zunehmende Anzahl an Politikjournalisten entdeckt das lustige Rauskick-Spiel für sich. Sie finden große Freude daran, auf das Ende der aktuellen Bundesregierung aus SPD, Grüne und FDP zu spekulieren. Eigentlich war von Anfang an klar, dass eine Regierung, die Ampel genannt wird, nicht funktionieren wird. Auf einer Ampel sind niemals alle drei Farben harmonisch neben- bzw. übereinander zu sehen. Entweder leuchten Rot, Gelb oder Grün für sich allein. Wenn Gelb alleine blinkt, passiert nicht viel, weder im Verkehr noch in der Politik. Im besten Fall leuchten Rot und Gelb gemeinsam auf. Doch es ist Jahrzehnte her, dass eine solche Konstellation in Deutschland funktionierte. Bekanntlich endete sie im Streit.
Seit einigen Wochen wird jede Aktion, jedes Wort von Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner auf die Goldwaage gelegt. Dann behaupten die Medienschaffenden, dass die Bundesregierung am Ende ist. Einige Politikjournalisten machen sich die ständigen Forderungen der Opposition – allen voran CDU und CSU – zu eigen und plädieren für baldige Neuwahlen. Dabei findet die nächste Bundestagswahl sowieso in weniger als einem Jahr statt. Außerdem haben einige Beispiele in Europa gezeigt, dass vorgezogene Wahlen keine Verbesserung der politischen Lage brachten.
Wie wir aus dem Fußball wissen, Verträge sind dazu da, um gebrochen zu werden. Eine Bundestagswahl ist auch nur eine Art Vertrag der Wähler mit den Politikern der Bundesregierung für vier Jahre. Blöd nur, dass die Wähler nicht einen einzelnen Bundesminister oder den Kanzler für schlechte Leistung rauskicken können. Die Parteien, bzw. die in der Regierung beteiligten Politiker müssen schon selbst ihren Vertrag brechen. Doch wer aus der gemeinsamen Regierung ausschert, hat ja niemanden mehr auf den er die Schuld schieben könnte. Außerdem fürchtet wohl das eine oder andere Regierungsmitglied, nach einer vorgezogenen Neuwahl keine Rolle mehr zu spielen.
Lasst einfach das Rumlamentieren und spekulieren, arbeitet stattdessen. In Anlehnung an den Kaiser Franz Beckenbauer: Geht’s raus und macht Politik. Am 28. September 2025 können wir abrechnen.
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