Wohl jeder Schüler hat in seiner Schulzeit mehrfach gehört, er lerne nicht für die Lehrkräfte oder die Schule, sondern für das Leben. Da liegen zwei wesentliche Fragen nahe: Was sollten die Kinder lernen, um für das Leben gewappnet zu sein?  Haben die Schulen dafür ein ausreichendes Angebot? Die zweite Frage lässt sich schnell mit Nein beantworten. Bei der ersten Frage wird es nicht so leicht, weil zwar mal hier, mal da etwas unterrichtet wird. Das reicht jedoch nicht. Anhand von zwei elementaren Fachbereichen können wir dies beleuchten.

Ernährung und Gesundheit sind essenziell. Sie beeinflussen das Leben oder beherrschen es von Geburt an. Trotzdem ist es erschreckend, wie wenig die meisten Menschen darüber wissen. Wer  kennt seinen Körper so gut, dass er weiß, welche Auswirkung Ernährung, Krankheiten oder Bewegung auf diesen haben. Einfache Tests belegen zudem immer wieder die Unkenntnis über Lebensmittel. Wer überwiegend mit Fast- und Convenience Food aufwächst, erkennt oft den Geschmack einer Frucht oder eines Gemüses nicht mehr. Wer heute bekennt, er könne nicht kochen, wird nicht mehr schief angeschaut. Im Supermarkt gibt es sowieso alles, was man zum Essen braucht. Warum sollte sich noch jemand die Mühe machen?

Die negative Entwicklung des Gesundheitsstands und die abnehmende Bewegungshäufigkeit sowie die schlechte Beweglichkeit schon bei Kindern ist die klare Antwort auf diese Frage. Man muss es krass ausdrücken: Zu dicke Eltern sorgen für zu dicke Kinder. Auf viele dicke, unbewegliche Kinder wartet eine Karriere der Krankheiten. Die Kosten für Krankheiten, die aufgrund falscher Ernährung, Bewegungsmangel und des zu häufigen Genusses von Drogen aller Art entstehen, summieren sich allein in Deutschland auf einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag. Was liegt demnach näher, als  noch viel mehr Geld in Prävention und Gesundheitsbildung zu investieren.

Wir brauchen in der Schule flächendeckend schon für die Kleinsten ein Fach Gesundheit. Dieses sollte lehren, den eigenen Körper zu kennen und die Zusammenhänge zu verstehen. Dazu gehört, Wissen über gesunde Lebensmittel zu vermitteln und zu zeigen, was man mit diesen kochen kann. Ein  wachsender Praxisanteil – passend zum Alter der Schüler – gehört dazu. Es wäre möglich, sogar wünschenswert, das Fach Gesundheit mit dem Fach Sport zu kombinieren. Besser lassen sich Theorie und Praxis nicht vereinen.

Ähnliche Defizite haben wir – obwohl schon lange bekannt – in der Wirtschafts- und Finanzbildung. Die meisten Menschen wissen zu wenig über unsere Wirtschaft und die Kapitalmärkte, obwohl sie täglich über die Arbeit, Sozialversicherungen, Versicherungen sowie dem Einkaufen von Waren damit konfrontiert sind. Von ausreichenden Kenntnissen, um selbst an den Finanzmärkten teilzunehmen, kann keine Rede sein. Allein die fehlende Aktienkultur ist in Deutschland ein Dilemma. Menschen verzichten damit freiwillig auf mögliche Zusatzeinkünfte oder die Chance auf eine bessere Altersversorgung.

Der Vorschlag der Wirtschaftsweisen, Kindern ab dem 6. Geburtstag ein Kinderstartgeld zu zahlen – zum Beispiel monatlich 10 Euro in einen Fonds – ist eine unausgegorene Idee. Anfangs sollen die Eltern die Fondsauswahl treffen, ab dem 15. Lebensjahr die Kinder selbst. Doch die Kinder wissen  dann noch immer nicht, was sie tun. Zudem wäre das Geld besser in eine umfangreiche Bildung in Form eines eigenständigen Schulfachs Wirtschaft und Kapitalanlage investiert.

Lernen für das Leben bedeutet, wesentliche Kenntnisse zu erwerben, um auf vielen Gebieten selbständig agieren zu können und nicht von dem abhängig zu sein, was einem andere (vermeintliche) Experten verkaufen oder auftischen wollen. Ein Staat, der das schon für die Jüngsten umsetzt, muss weniger Geld für Subventionen bzw. für den Ausgleich von Missständen ausgeben.

2 Kommentare

  1. Einzig der Satz zu dicke Eltern sorgen für zu dicke Kinder stört mich ein bisschen. Klingt, als würden die Eltern vorsätzlich handeln. Die Schlussfolgerung hingegen gefällt mir wirklich gut… Schön wär’s

    1. Author

      Der Satz ist etwas zugespitzt und provozierend formuliert, aber als Vorsatz ist es nicht gedacht.

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