Wer sich für Sport in seiner herrlichen Vielfalt begeistern kann und über ausreichend Zeit verfügt, dem bieten die öffentlich-rechtlichen Sender, ARD und ZDF, ein üppiges Angebot. Über Stunden können die Zuschauer über das Fernsehen und die vielen Livestreams auf den Webseiten die Berichterstattung über die olympischen Spiele in Paris verfolgen. Jeder kann sein eigener Regisseur sein und von Sportart zu Sportart springen oder bei seinem Lieblingssport einfach drauf bleiben.

Die Moderatoren- und Reporterteams legen sich zum Teil kräftig ins Zeug. Manche Reporter scheinen dabei nach gesprochenen Worten pro Minute bezahlt zu werden, sie reden ohne Punkt und Komma. Sie sprechen – oft doppelt und dreifach – über jenes, was für die Zuschauer offensichtlich ist. Selbst in den Momenten, in denen sie nur die Kraft der Bilder wirken lassen könnten, ja sogar müssten, plappern sie im Stile eines Radioreporters munter weiter. Es gibt die eine oder den anderen, die eigentlich erkennen würde, wann es besser wäre ruhig zu sein. Blöd nur, wenn der Reporter angesichts der Emotionalität des Ereignisses ankündigt, zu schweigen, aber ohne Pause quatscht. Dann bleibt dem Zuschauer nur, den Ton abzuschalten. Leider lässt sich der Moderator nicht separat abstellen.

Die Philosophen unter den Zeitgenossen würden in diesen Momenten in üppigen Worten die Volksweisheit „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ anführen. Ein von dauerplaudernden Sportreportern erschöpfter Zuschauer stimmt diesem Satz kopfnickend zu. Manch einer wird zurecht hinzufügen, dass nicht nur bei Sportübertragungen zu viel geredet wird. Es fehlen häufig die Augenblicke der Ruhe und Stille, die es einem ermöglichen, das Gesehene und das Gehörte auf sich wirken zu lassen, um die Eindrücke reflektieren zu können. Auch in ausweglos scheinenden Konfliktsituationen mag es sinnvoll sein, einfach mal zu schweigen.

In den meisten Fällen ist das Sprichwort falsch. Natürlich kann man sich auch durch nonverbale Kommunikation ausdrücken, diese führt jedoch leicht zur Missinterpretation. Es braucht deshalb die Kraft der Worte, besser gesagt, die Kraft der Argumente. Wer redet, tauscht sich aus. Er erfährt andere Meinungen, kann die eigene Sichtweise überprüfen und diese neu einordnen. Das funktioniert nur in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen reden und schweigen im Sinne von zuhören. Wie die vielen Talkshows zeigen, klappt dies leider zu selten.

Wer sich gegen Ungerechtigkeiten auflehnen und Missstände im Kleinen wie im Großen bekämpfen will, muss den Mund aufmachen. Wer die Demokratie verteidigen und für seine Überzeugungen eintreten möchte, muss argumentieren und überzeugen. Es ist eine Fähigkeit, die zu schwinden droht. Schweigen und Wegsehen hingegen bedeutet häufig Desinteresse oder Gleichgültigkeit, manchmal auch Schwäche oder Hilflosigkeit. Hin und wieder braucht es auch Mut zu reden. Aber es ist der einzige legitime Weg, Veränderungen herbeizuführen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert