Die Klagen über den Fachkräftemangel werden lauter. Die Unternehmen müssen sich etwas einfallen lassen, um Kandidaten für sich zu gewinnen. Ein hohes Gehalt und ein schicker Dienstwagen reichen heute nicht mehr. Fachkräfte müssen umsorgt werden, sonst halten diese dem Stress bis zum Eintritt ins Rentenalter nicht stand.
Liebe Firmenchefs, stellvertretend für viele begehrte Experten skizziere ich Ihnen mal, wie ich mir einen normalen Arbeitstag vorstelle: Vor der Arbeit steht regelmäßig ein Stündchen Sport an, um mich für die Anforderungen fit zu halten. Gerne mache ich das im firmeneigenen Fitnessstudio, sofern Sie bei der Ausstattung mit Ausdauer- und Kraftgeräten nicht zu knausrig waren. Natürlich sollten auch Umkleide- und Nassbereich gediegen gestaltet sein.
Wenn ich meinen Dienst gegen 9.30 Uhr antrete, sollten Sie ein ausgewogenes Frühstück servieren, damit meine Gehirnzellen zu Hochform auflaufen können. Bitte legen Sie in meinem hochwertig eingerichteten Büro die von mir erbetenen Zeitungen und Magazine bereit. Von 10 bis 12.30 Uhr würde ich Ihnen meine uneingeschränkte Arbeitskraft zur Verfügung stellen.
Dann wäre es Zeit, das Mittagessen einzunehmen. Gerne darf mir Ihr Sterne-Koch ein Drei-Gänge-Menü in der Firmenkantine kredenzen. Entsprechend den wissenschaftlichen Ratschlägen ziehe ich mich dann zu einem Power-Nap zurück. Sie werden verstehen, dass für mich ein gemeinschaftlicher Schlafraum nicht infrage kommt. Bei dem ständigen Kommen und Gehen und den vielen Schnarchern kann ja kein Mensch schlafen. Bitte stellen Sie also ein komfortables Schlafsofa in meinem Büro bereit. Sanftes Meeresrauschen oder leise Musik wären nett, sind aber keine Bedingung.
Nach dem Nickerchen gegen 14 Uhr nehme ich Kaffee und Gebäck zu mir. Dann würde ich mich wieder in die Arbeit stürzen. Als moderne Führungskraft delegiere ich selbstverständlich wesentliche Aufgaben an mein Team, um Eigenverantwortung und Selbstorganisation zu fördern. Gegen 16 Uhr zur Kaffeepause sollte das Kuchenbuffet angerichtet sein. Im Sommer gerne auf der Terrasse. Von 16.30 bis 18.30 Uhr erledige ich die restlichen Arbeiten.
Wie Sie sehen, achte ich nicht auf die Uhrzeit und bin flexibel. Gerne komme ich etwas später und höre dafür früher auf, wenn es erforderlich ist. Im Feierabend beantworte ich sogar E-Mails oder führe ein Telefonat. Es sollte allerdings nicht zur täglichen Regel werden.
Wenn Sie keine weiteren Fragen mehr haben, sollten Sie mir zügig die Vertragsunterlagen zuschicken. Ich habe noch weitere Angebote auf dem Tisch.