Es kommt nicht sehr häufig vor, dass sich so viele Fußballfans über die Deutsche Meisterschaft einer anderen Mannschaft freuen. Dabei sind es die wenigsten, die einfach froh sind, nach elf Jahren ununterbrochener Titelserie des FC Bayern München, einen neuen Verein an der Spitze zu sehen. Vielmehr erkennen die meisten Fans die beeindruckende Leistung von Bayer 04 Leverkusen an. So souverän hat schon lange kein Team mehr die Meisterschaft für sich entschieden. Die eigene Topleistung und nicht die Schwäche der anderen ist der ausschlaggebende Punkt für diesen Erfolg. Leverkusen war überfällig und gewinnt verdient diese Meisterschaft.

Es gibt einige Gründe für diesen Erfolg. Die Mannschaft spielt derzeit den schönsten Fußball in Deutschland: herzerfrischend, mutig, immer an sich glaubend, geduldig, kämpfend bis zur letzten Sekunde. Es hat sich ein Team zusammengefunden, bei dem alle Spieler prima zueinander passen. Der Trainer Xabi Alonso zieht mit seinem Trainerstab offensichtlich die richtigen Fäden, um das Beste aus den Spielern herauszuholen. Alonso ist ein wesentlicher Faktor für diese famose Leistung des Vereins. Er ist so wichtig, nimmt sich aber selbst nicht so wichtig. Er hat den verlockenden Angeboten großer europäischer Vereine widerstanden und sieht sich erst am Anfang einer sportlichen Mission. Das hat ihm zu Kultstatus über Leverkusen hinaus verholfen. In diesem Verein scheinen darüber hinaus derzeit alle Positionen perfekt besetzt zu sein. Ein Glied greift ins andere. Vielleicht ist dies das eigentliche Geheimnis dieses Erfolgs.

Mit dem ersten Titel beginnt jedoch bereits die herausfordernde Aufgabe des Managements und des Trainerstabs. Sie müssen das Team zusammenzuhalten und es eventuell für die Herausforderung der Champions League in der kommenden Saison auf einzelnen Positionen verstärken. Gewinnt Leverkusen in dieser Saison auch die beiden anderen möglichen Titel – DFB-Pokal und Europa League – werden noch mehr finanziell lukrative Angebote an die Spieler herangetragen. Die Erfahrung hat oft genug gezeigt, das Geldbündel muss nur dick genug sein, um Treueschwüre zu vergessen. Doch wenn all die Aussagen der Spieler in den vergangenen Wochen über den Teamgeist und den Zusammenhalt nur halbwegs wahr sind, dürfte eigentlich keiner von ihnen jetzt von diesem Erfolgszug abspringen wollen. Gemeinsam können sie noch einiges erreichen.

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